5G im Lager: Chancen für Gabelstapler, Flottenmanagement und Echtzeitüberwachung

In Zeiten von Industrie 4.0 und Digitalisierung verändern sich Lager- und Intralogistikprozesse fundamental. Automatisierung, Vernetzung und Echtzeitdaten sind nicht mehr Zukunft, sondern essenzielle Bestandteile effizienter Lieferketten. Lagernutzung, Kommissionierung, Materialfluss und Transport­mittel wie Gabelstapler stehen unter steigendem Druck, immer schneller, flexibler und kosteneffizienter zu agieren. Gleichzeitig gewinnen Transparenz, Sicherheit und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung – sowohl gegenüber Kunden als auch gegenüber regulatorischen Anforderungen.

In diesem Umfeld rückt 5G als Schlüsseltechnologie in den Fokus. Warum? Weil 5G gegenüber bisherigen Netzwerktechnologien erhebliche Verbesserungen mit sich bringt:

Geringe Latenzzeiten – Verzögerungen bei der Datenübertragung sinken drastisch, was Echtzeitsteuerung möglich macht.  

Hohe Datenraten und Bandbreite – große Datenmengen (z. B. Telemetriedaten, Sensormessungen, Bild-/Videoübertragungen) lassen sich schnell übertragen.  

Kapazität für viele Geräte – 5G-Netze können sehr viele Endgeräte pro Fläche verbinden, ideal für Lager mit zahlreichen Sensoren, Fahrzeugen, Aktoren und Steuerungseinheiten.  

Zuverlässigkeit und Stabilität – Netzverfügbarkeit, geringe Ausfallzeiten und hohe Priorisierung kritischer Datenflüsse sind entscheidend, besonders wenn Fahrzeuge oder automatisierte Systeme gesteuert werden.

Ziel dieses Artikels ist es, aufzuzeigen, wie 5G konkret Chancen eröffnet in den Bereichen Gabelstapler, Flottenmanagement und Echtzeitüberwachung. Wir betrachten, wie Fuhrparks effizienter verwaltet werden und wie durch Echtzeitdaten Transparenz und Sicherheit im Lager deutlich gesteigert werden können. Außerdem beleuchten wir, welche Voraussetzungen nötig sind, damit diese Potenziale auch in der Praxis ausgeschöpft werden.

Grundlagen: Was ist 5G und welche Eigenschaften sind relevant für Lagerbetriebe

Wenn Lagerbetriebe und Intralogistikprozesse modernisiert werden sollen, spielen sowohl technische Möglichkeiten als auch Einsatzbedingungen eine zentrale Rolle. 5G bringt genau hier Funktionen, die erhebliche Vorteile bieten – zugleich gibt es Unterschiede zu bisherigen Technologien und spezielle Rahmenbedingungen, etwa bei privaten oder öffentlichen Netzen.

Technische Eigenschaften von 5G, die für Lager relevant sind

Latenz

5G ermöglicht sehr kurze Reaktionszeiten („Round-Trip Time“) – teilweise im Bereich von 0,5 bis etwa 4 Millisekunden im Funknetz.  

Das ist wichtig, wenn Gabelstapler oder andere Fahrzeuge nahezu in Echtzeit auf Steuerungs- oder Warnsignale reagieren sollen – z. B. bei Kollisionswarnung oder wenn autonome und teilautonome Systeme eingesetzt werden.

Bandbreite / Datenrate

5G unterstützt deutlich höhere Datenraten als frühere Mobilfunkgenerationen: im Downlink (Herunterladen) sind, je nach Frequenz und Ausstattung, mehrere GBit/s möglich.  

Das eröffnet z. B. die Möglichkeit, umfangreiche Sensordaten, Videostreams oder hochauflösende Kameradaten zu übertragen – etwa für Lageüberwachung, Bildverarbeitung oder automatisierte Inspektionen.

Zuverlässigkeit

Verbindungsqualität, Verfügbarkeit, geringe Paketverluste und stabile Netzabdeckung sind im Lagerbetrieb essenziell: Fahrzeuge, Sensoren, Steuerungen dürfen nicht durch Netz-„Aussetzer” behindert werden. 5G-Netze bieten Verbesserungen bei QoS (Quality of Service), Priorisierung kritischer Daten sowie bessere Planung der Netzabdeckung.  

Dichte der Endgeräte

In modernen Lagern gibt es viele Geräte: Gabelstapler, Flurförderzeuge, Sensoren (Temperatur, Feuchtigkeit etc.), Kameras, IoT-Module etc. 5G kann sehr hohe Anzahl von verbundenen Geräten pro Fläche bewältigen, zum Beispiel bis zu etwa eine Million Geräte pro Quadratkilometer.  

Netzwerk-Funktionen wie Network Slicing und uRLLC

Durch Netzwerk-Funktionen wie Network Slicing können Teile eines Netzes mit unterschiedlichen Eigenschaften (z. B. hohe Bandbreite vs. sehr geringe Latenz vs. viele Verbindungen) getrennt betrieben werden. Für zeitkritische Anwendungen kommt uRLLC („ultra-reliable low latency communications“) zum Einsatz, also besonders zuverlässige und schnelle Datenverbindungen.  

Unterschiede zu bisherigen Technologien (4G, WLAN, UWB etc.)

4G (LTE / LTE-Advanced)

Gegenüber 5G geringere Bandbreite, höhere Latenz und beschränktere Kapazität bei vielen gleichzeitig verbundenen Geräten. Bei 4G kann z. B. bei schnellem Fahrzeugwechsel zwischen Funkzellen („Handover“) oder in Stahlkonstruktionen der Halle die Verbindung stärker beeinträchtigt sein, als bei optimierten 5G-Netzen.  

WLAN

WLAN ist weit verbreitet in Lagerhallen – als kostengünstige Lösung für Datenzugang, lokale Netzwerkverbindungen, Scanner, mobile Geräte etc. Aber WLAN hat einige Einschränkungen:

• oft höhere Latenz bzw. schwankende Verzögerungen bei großen Entfernungen oder vielen Geräten,

• störanfällig durch Interferenz, bauliche Hindernisse, Materialien wie Metall, Regale etc.,

UWB (Ultra-Wideband), LoRaWAN etc.

Diese Funktechnologien sind in der Regel spezialisierter:

• UWB wird genutzt, wenn sehr genaue Positionsbestimmung erforderlich ist, teils mit sehr kurzen Entfernungs‐Fehlertoleranzen, allerdings oft nur in kleinen Bereichen und mit Einschränkungen bezüglich Datenrate.

• LoRaWAN ist auf geringe Datenraten und energiesparende Übertragung ausgelegt („sparse data“) – oft geeignet für Sensoren, die wenig senden, aber nicht für große Datenmengen oder Echtzeitanforderungen.  

5G-Campusnetze vs. öffentliche Netze – Vorteile & Herausforderungen

Vorteile von privaten / Campusnetzen (oder hybriden Lösungen):

Kontrolle über Frequenznutzung: Campusnetze nutzen manchmal exklusive, lizenzierte Frequenzen, wodurch Interferenz mit anderen Netzen minimiert wird.  

Höhere Sicherheit und Datenschutz: Weil das Netz lokal betrieben wird, mit eigenen Sicherheitsrichtlinien und Zugriffskontrolle, sind sensible Daten besser geschützt.  

Anforderungen an Latenz, Verfügbarkeit oder Priorität können zugeschnitten werden. Network Slicing und deterministische Funktionen ermöglichen festgelegte Qualitätsparameter.  

Unabhängigkeit & Flexibilität: Campusnetze erlauben die Anpassung an spezifische betriebliche Anforderungen, zum Beispiel eigene Infrastruktur, abgestimmte Antennen- und Funkplanungen, bessere Abdeckung auch in abgeschirmten Bereichen, in denen öffentliches Netz schwach ist.

Herausforderungen und Aspekte, die bedacht werden müssen:

Hoher Installations- und Investitionsaufwand: Aufbau von Antennensystemen, Basisstationen, Frequenzlizenzierung, Kernnetzkomponenten, eventuell Infrastruktur wie Glasfaser etc.  

Technische und planerische Komplexität: Funkplanung in Lagerhallen mit Metallregalen, Hindernissen, reflektierenden Oberflächen; Sicherstellung von Netzabdeckung, Handover zwischen Funkzellen etc.  

Betrieb und Wartung erfordern Know-how: Spezialisten für Mobilfunktechnik, regelmäßige Messungen, Monitoring, ggf. externer Support.  

Regulatorische Anforderungen und Frequenzvergabe: Lizenzen, Frequenzzuweisungen, Regularien bei privaten Frequenzen etc. müssen beachtet werden.  

Kosten für Hardware und Endgeräte: Endgeräte und mobile Geräte müssen kompatibel mit den eingesetzten Frequenzen und 5G-Standards sein. Ältere Geräte müssen ersetzt oder aufgerüstet werden.

Chancen bei Gabelstaplern durch 5G

Die Einführung von 5G eröffnet bei Gabelstaplern insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Steuerung, Sicherheit und Autonomie völlig neue Möglichkeiten. Nachfolgend werden zentrale Einsatzfelder und Beispiele aufgeführt, wie 5G Stapler effizienter, sicherer und leistungsfähiger machen kann.

Echtzeitkommunikation zwischen Fahrzeug und Leitstelle / Steuerungssystem

Mit 5G lässt sich eine nahezu verzögerungsfreie Verbindung zwischen Gabelstapler und Leit- bzw. Steuerstelle realisieren. Das heißt: Statusinformationen wie Geschwindigkeit, Batterieladestand oder Positionsdaten können in Echtzeit übertragen werden. Werden zudem Kameras, Lidar oder andere Sensoren eingesetzt, sind Live-Übertragungen möglich, so dass der Leitstand unmittelbar reagieren kann, wenn z. B. Hindernisse erkannt werden oder ein Gerätezustand auffällig ist.

Diese Echtzeitkommunikation verbessert die Betriebssicherheit, reduziert Reaktionszeiten bei Gefahrensituationen und ermöglicht effizientere Koordination in größerem Maßstab — z. B. beim Umschlag, in Großlagern oder über mehrere Hallen und Standorte hinweg.

Assistenzsysteme und Sicherheit

Dank der hohen Übertragungsraten und geringen Latenz von 5G können moderne Assistenzsysteme in Gabelstaplern deutlich leistungsfähiger werden. Dazu zählen:

Kollisionswarnung: Sensoren und Kameras erkennen Hindernisse und Objekte, die sich dem Stapler nähern, und warnen sowohl Fahrer als auch Leitstelle umgehend.

Fußgängererkennung: In Lagern mit hoher Personenfrequenz ist das frühzeitige Erkennen von Menschen in der Nähe von Staplern zentral. Niedrige Latenz hilft, Damit Warnungen oder automatische Bremsmanöver schneller ausgelöst werden.

Vermeidung unerwarteter Situationen: Etwa wenn ein Stapler rückwärts fährt, eine enge Passage durchfährt oder in Bereichen mit schlechter Sicht arbeitet. Assistenzsysteme können Geschwindigkeit drosseln, automatisch abbremsen oder den Fahrer visuell/auditiv warnen.

Ein Projekt mit Linde und der Technischen Hochschule Aschaffenburg hat gezeigt, wie autonome Outdoor-Stapler über ein privates 5G-Campusnetz und einen Edge-Server Sensordaten austauschen können, um sich gegenseitig über Hindernisse zu warnen und die Fahrgeschwindigkeit automatisch anzupassen.  

Autonome oder teilautonome Stapler und Fahrerlose Transportsysteme (FTS)

Wenn Latenzen minimal sind und die Kommunikation stabil ist, ergeben sich für autonome oder teilautonome Fahrzeuge große Chancen:

Autonomität an Orten, an denen heutige Systeme noch auf manuelle Steuerung angewiesen sind – z. B. enge oder dynamisch wechselnde Lagerbereiche

Kombination aus Teleoperation und Autonomie: Flurförderzeuge können in Standardbereichen autonom arbeiten, bei komplexen oder sensiblen Aufgaben über Operator aus der Ferne unterstützt werden

Echtzeit-Kooperation zwischen mehreren Fahrzeugen (Schwarmverhalten) etwa in Außen- oder Umschlagbereichen, bei denen Fahrzeuge sich gegenseitig über Hindernisse informieren oder ihre Bewegungspläne koordinieren

Verlagerung von Rechenleistung aus dem Fahrzeug in die Cloud bzw. auf Edge-Servern – das Fahrzeug selbst kann leichter und modularer werden, während rechenintensive Bildverarbeitung, KI, 3D-Umgebungskarten usw. zentral ausgeführt werden. Ein Beispiel dafür ist das BMW Projekt „Robot in the Cloud“ in Landshut, bei dem autonome Stapler über 5G cloudbasiert gesteuert werden.  

Flottenmanagement und Betriebseffizienz

Moderne Lager- und Logistikbetriebe profitieren enorm von smarter Vernetzung und Datenanalyse. 5G schafft dabei die Voraussetzungen, dass Flottenmanagement nicht nur reaktiv, sondern proaktiv gesteuert werden kann. Die folgenden Punkte zeigen, wo und wie 5G Effizienzpotenziale freisetzt.

Echtzeit-Daten über Auslastung, Betriebsstunden, Wartungsbedarf etc.

Mit 5G lassen sich Daten von jedem einzelnen Stapler praktisch ohne Verzögerung an zentrale Systeme übertragen. Dazu gehören beispielsweise:

Betriebsstunden, Ladezyklen oder Akkustand

Laufwege, Leerlaufzeiten und Bewegungsmuster

Temperatur, Belastung, Hydraulikdruck etc.

Wenn diese Informationen in Echtzeit verfügbar sind, kann man erkennen, welche Stapler aktuell stark beansprucht werden, welche wenig genutzt sind, und wann welche Geräte mit hoher Wahrscheinlichkeit Wartung benötigen. Dadurch lassen sich Auslastung optimieren, Überlastungen vermeiden und Ressourcen effizienter einsetzen.

Predictive Maintenance

Vorbeugende Wartung wird mit 5G deutlich leistungsfähiger, weil Daten kontinuierlich, hochfrequent und zuverlässig bereitgestellt werden können. Einige konkrete Vorteile:

Sensoren und Telemetriedaten erlauben die Aufzeichnung von historischen Mustern wie Vibration oder Temperatur.

Anomalien, die auf Verschleiß oder drohende Fehlfunktionen hinweisen, können oft früh erkannt werden – noch bevor ein echter Schaden entsteht.

Wartungsintervalle werden nicht mehr nach starren Zeitplänen festgelegt, sondern nach tatsächlichem Zustand und prognostizierter Entwicklung.

Diese Herangehensweise senkt ungeplante Ausfallzeiten, reduziert Wartungskosten und verlängert die Lebensdauer der Geräte.

Transparenz & Steuerung: Fahrzeugstandorte, Routenoptimierung, Reduktion von Leerfahrten

Ein großer Effizienzgewinn ist die volle Transparenz über den Flottenbetrieb:

Jede bewegliche Einheit, jedes Fahrzeug kann jederzeit geortet und überwacht werden (Position, Status, Bewegung).

Auf Basis dieser Daten lassen sich Routen optimieren: Stapler werden so eingesetzt, dass Wege kurz sind, Leerfahrten minimiert werden.

Verkehrs- und Lagerlayouts können unter Berücksichtigung der tatsächlichen Bewegungsmuster angepasst werden – Engpässe erkannt, Verkehrsströme besser gelenkt.

Disponenten können in Echtzeit nachsteuern: wenn ein Stapler blockiert ist oder Wartezeiten auftreten, kann umdisponiert werden.

Energie- bzw. Akkunutzung optimieren: Wenn ein Flurförderzeug aktuell nicht arbeitet, kann es zur Ladestation geschickt werden; wenn ein anderer stark beansprucht wird, kann er entlastet werden.

Diese Steuerung schafft nicht nur Zeit- und Kostenersparnis, sondern wirkt sich auch positiv auf Sicherheit und Materialflüsse aus.

Integration verschiedener Fahrzeugtypen (Mischflotten) unter einem System und zentrale Kontrolle über Standorte hinweg

Viele Firmen betreiben nicht nur Gabelstapler, sondern eine Mischflotte, 5G ermöglicht:

Einheitliche Datenplattform: Alle Fahrzeuge senden Daten in dasselbe System, unabhängig vom Hersteller.

Zentrale Steuerung über Standorte hinweg: Mehrere Lager, Außenbereiche, Umschlagplätze werden zusammengeführt und verwaltet.

Vergleichbarkeit: Welche Flurförderzeuge sind an welchem Standort besonders leistungsfähig? Wo gibt es wiederkehrende Probleme?

Skalierbarkeit: Neue Fahrzeuge können integriert werden, ohne Insellösungen für jeden Typ oder Hersteller zu betreiben.

Standardisierung von Datenformaten, Schnittstellen und Wartungsprozessen, was Instandhaltungsmanagement vereinfacht und Betriebskosten senkt.

Echtzeitüberwachung und Sicherheit

Echtzeitüberwachung und zuverlässige Sicherheitsmechanismen sind im Lagerbetrieb essenziell – gerade wenn Warenbewegungen, sensible Güter, Fahrzeuge und Menschen gleichzeitig operieren. Dank 5G eröffnen sich neue Möglichkeiten, Risiken zu reduzieren und Reaktionen zu beschleunigen. Im Folgenden werden zentrale Chancen und auch wichtige Herausforderungen dargestellt.

Überwachung von Warenbewegungen, Lagerinhalt und Materialfluss

Mit 5G-Konnektivität lassen sich Positionen von Paletten, Behältern und Containern in Echtzeit verfolgen. Sensoren und IoT-Module, die Standortdaten übermitteln, ermöglichen eine lückenlose Dokumentation, wo sich welche Ware befindet – das Lagerlayout kann dynamisch optimiert werden, Fehlplatzierungen schneller aufgedeckt werden. Ebenso lassen sich Warenströme visualisieren, Engpässe oder Verzögerungen erkennen, und Abläufe kontinuierlich verbessern. Beispielsweise liefern Track & Trace Systeme Angaben darüber, wie sich die Ware durch Wareneingang, Lagerung, Kommissionierung und Versand bewegt – mit hoher Aktualität und Genauigkeit.

Monitoring kritischer Zustände für sensible Güter

Für temperatur- oder feuchtigkeitssensible Güter wie Lebensmittel, Medikamente oder elektronische Bauteile ist eine konstante Überwachung von Bedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Schock oder Erschütterung entscheidend. Geräte wie der „Solo 5G real-time tracker“ bieten Sensoren, die diese Parameter laufend messen und bei Abweichungen Alarm schlagen.  

Auch Einweg- oder Single-Use Monitore, die Daten wie Temperatur, Licht oder Standort erfassen, werden eingesetzt, um Qualität und Compliance sicherzustellen – denn sobald kritische Werte überschritten werden, kann sofort reagiert werden.  

Solche Systeme helfen nicht nur bei der Vermeidung von Warenverlusten, sondern sind auch wichtig für Rückverfolgbarkeit, Audits und regulatorische Anforderungen.

Sicherheit von Personen und Fahrzeugen

Personen- und Fahrzeugsicherheit profitiert stark von Echtzeitdaten und Warnsystemen. Assistenzsysteme können Hindernisse oder Fußgänger erkennen und Fahrer warnen – beispielsweise mit bi-direktionalen Sensor- oder RTLS-Systemen, die Fahrzeug-zu-Fußgänger-Kommunikation möglich machen.  

Warnzonen können definiert werden, sogenannte Kollisionsvermeidungssysteme greifen ein, wenn ein Fahrzeug in einen Bereich kommt, in dem ein Fußgänger oder ein anderes Fahrzeug wartet oder vorbeigeht. Einige Systeme reduzieren automatisch die Geschwindigkeit, wenn Gefahr droht.  

Ferner ermöglichen Sensoren zur Sturzerkennung von Personen („Man-down“ Warnung) oder Schocksensoren an Fahrzeugen bzw. an der Ladung, dass sofort reagiert wird. So lassen sich Unfälle verhindern oder deren Folgen wenigstens minimieren.

Datenschutz, Sicherheit und Zuverlässigkeit – Risiken, die beachtet werden müssen

So viele Vorteile 5G auch bietet, so sind auch ein paar Risiken und wichtige Voraussetzungen:

Datenschutz & Privatsphäre: Die Menge und der Detailgrad der gesammelten Daten (z. B. Standortverfolgung von Fahrzeugen, Bewegungsdaten von Mitarbeitern) unterliegen gesetzlichen Regelungen (z. B. DSGVO). Es muss klar sein, wer Zugriff auf welche Daten hat, wie lange sie gespeichert werden und wie sie verwendet werden.

Sicherheit der Netzwerke und Endgeräte: Jedes Gerät, das sich mit dem Netzwerk verbindet, ist potenziell ein Einfallstor. Schwachstellen in Hardware oder Software – z. B. in Sensoren, Kameras, Steuergeräten – müssen minimiert werden. Regelmäßige Updates, sichere Authentifizierung, Verschlüsselung sind Pflicht. Auch Netzwerksegmente (z. B. öffentliche vs. privates Netz) müssen getrennt und abgesichert sein.  

Zuverlässigkeit der Verbindung: Für kritische Anwendungen darf es keine Ausfallzeiten oder Übertragungsunterbrechungen geben. In Hallen mit viel Metall, Regalstrukturen oder Abschirmungen kann das Funksignal gestört sein. Es müssen Maßnahmen zur Funkabdeckung, redundante Systeme und geeignete Planungen vorhanden sein.

Echtzeitreaktion und Fehlalarme: Systeme, die Warnungen oder Notfallreaktionen auslösen, müssen so gestaltet sein, dass sie zuverlässig, schnell und wie gewünscht reagieren. Fehlalarme müssen möglichst selten sein, da sie Anwender ermüden und Vertrauen untergraben. Die Kalibrierung der Sensoren und Algorithmen ist wichtig.

Herausforderungen und Rahmenbedingungen

Damit die Vorteile von 5G im Lager wirklich zum Tragen kommen, müssen verschiedene technische, organisatorische und rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Nachfolgend sind zentrale Herausforderungen aufgeführt:

Kosten für Infrastruktur

Der Aufbau eines leistungsfähigen 5G-Netzes – besonders eines privaten Campusnetzes – bringt erhebliche Anfangsinvestitionen mit sich. Das umfasst:

Basisstationen, Antennen, Funkmast- oder Funkzelleninfrastruktur

Netzwerkkomponenten wie das Kernnetz (Standalone-Core), Router, Gateways und eventuell Edge-Rechenzentren

Frequenzlizenzen, sofern für private Netze lizenzierte Frequenzbereiche verwendet werden müssen

Verkabelung, Stromversorgung, Kühlung etc., insbesondere in Hallen und großen Lagerbereichen

Wartungskosten und Betrieb (Monitoring, Ersatzteile, Personal).

Beispiel: In Deutschland kann die Frequenzzuteilung für Campus-Netze im Bereich 3,700-3,800 MHz vergleichsweise erschwinglich sein, aber je nach Fläche, Bandbreite und Laufzeit können Lizenzgebühren einen spürbaren Posten darstellen. 

Integration in bestehende Systeme & Kompatibilitätsprobleme

Bestehende Geräte, Gabelstapler, Sensoren, Steuerungssysteme und Software (z. B. Flottenmanagement, ERP, Lagerverwaltung) sind oft nicht ausgelegt auf 5G oder die höheren Datenraten bzw. Latenzanforderungen. Upgrades oder Austausch älterer Komponenten können notwendig sein.

Unterschiedliche Hersteller, proprietäre Schnittstellen und heterogene Protokolle erschweren die einheitliche Datenverarbeitung.

Es muss sichergestellt werden, dass Funkplanung, Netzmanagement und Endgeräte kompatibel sind mit Frequenzbereichen, Netzarchitektur (Standalone vs. Non-Standalone), Sicherheitsstandards.

Interoperabilität zwischen verschiedenen Standorten: Was in einer Halle funktioniert, muss nicht automatisch in einer anderen mit anderer Bausubstanz bzw. Größe reibungslos laufen.

Zuverlässigkeit in geschlossenen Räumen, bei Stahlbeton, metallischen Regalen etc.

Gebäude- und Hallenkonstruktionen, Material (Metall, Stahlbeton, Maschendrahtgewebe, Regale) können das Funksignal schwächen oder reflektieren, so dass Abschirmungen entstehen und Empfangs­lücken („Dead Zones“) auftreten.

Besonders bei hohen Frequenzen (z. B. mmWave) sind Signalverluste deutlich stärker als bei niedrigeren Bändern. Damit steigt der Aufwand für zusätzliche Funkzellen, Repeater oder spezielle Antennenlösungen.  

Handover zwischen Funkzellen (Übergang eines Geräts von einer Funkzelle zur nächsten) muss in großflächigen oder komplexen Lagerhallen reibungslos funktionieren, um Latenzsprünge oder Verbindungsabbrüche zu vermeiden.

Datenschutz, Datensicherheit und rechtliche/regulatorische Vorgaben

Private Daten, Standortdaten und Fahrzeug- bzw. Mitarbeiterdaten unterliegen Gesetzen wie der DSGVO; klare Regelungen sind nötig, wer Zugriff hat, wie Daten gespeichert, verarbeitet und gelöscht werden.

Netzwerksicherheit: Es müssen sichere Authentifizierungsmechanismen, Verschlüsselung, Rollentrennung und Zugriffskontrollen vorhanden sein. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) liefert hierzu mit z. B. dem IT-Grundschutz Profil für 5G-Campusnetze entsprechende Vorgaben.  

Rechtliche/regulatorische Rahmenbedingungen betreffen Frequenznutzung, Genehmigungen, Lizenzvergaben (insbesondere bei privaten Netzen oder separaten Frequenzblöcken). In Deutschland wurden erhebliche Zahlen von Frequenzzuweisungen im Bereich 3,7-3,8 GHz vorgenommen.  

Verantwortung bei Sicherheitsvorfällen: Wer haftet bei Ausfällen oder Datenlecks? Versicherungen, Vertragsbedingungen mit Dienstleistern und Anbietern müssen klar geregelt sein.

Schulung des Personals & Change Management

Mitarbeiter müssen geschult werden, um mit neuen Systemen umzugehen: Bedienung von vernetzten Geräten, Umgang mit Warnmeldungen, Fernsteuerung bzw. Assistenzsysteme etc.

Verantwortlichkeiten und Prozesse müssen definiert werden: Wer reagiert bei Warnmeldungen? Wer wartet Infrastruktur, wer überwacht Performance?

Akzeptanz schaffen: Neue Technologie kann Widerstand hervorrufen. Transparente Kommunikation und Einbindung der Nutzer sind wichtig.

Organisatorische Prozesse müssen angepasst werden: Wartungspläne, Datenerfassungs- und Auswertungsprozesse, Verantwortlichkeiten für Datenschutz & Sicherheit etc.

Ausblick

Gerade weil 5G schon heute viele Vorteile bringt, lohnt sich ein Blick nach vorne: Was steht an, wie kann sich die Technologie weiterentwickeln, und welche strategischen Chancen ergeben sich für Lager- und Logistikunternehmen?

Zukünftige Entwicklungen

Eine zentrale Weiterentwicklung findet sich in 5G Advanced, insbesondere in Release 18 des 3GPP-Standards. Damit werden Verbesserungen erwartet wie:

höhere Positionsgenauigkeit, z. B. mittels carrier phase positioning, was eine präzisere Ortung von Fahrzeugen, Geräten oder Behältern in Innenräumen ermöglicht.  

noch geringere Latenzzeiten – Ziel sind teilweise Zeiten deutlich unter 1 Millisekunde, was z. B. für teleoperierte Stapler oder autonome Systeme große Bedeutung hat.  

Verbesserungen in Energieeffizienz und in der Unterstützung von IoT-Geräten mit geringem Stromverbrauch, damit Sensoren, Tracker und vergleichbar „leichte“ Endgeräte sinnvoll und wirtschaftlich betrieben werden können.  

Fortschritte bei den Frequenzbändern und der Flexibilität bei der Nutzung von Funkressourcen, z. B. Hybridlösungen aus verschiedenen Frequenzbereichen, Nutzung von New Radio Sidelink (Gerät‐zu‐Gerät-Kommunikation) zur Verbesserung der Verbindungsqualität und Robustheit, insbesondere in schwierigen Umgebungen.  

Fazit

Die Einführung von 5G in Lager- und Logistikbetrieben bringt eine Reihe sehr zentraler Chancen, aber auch nicht zu unterschätzender Herausforderungen mit sich. Abschließend lassen sich die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen und Handlungsempfehlungen ableiten.

Zusammenfassung der wichtigsten Chancen und der größten Herausforderungen

Chancen

5G ermöglicht eine deutlich verbesserte Echtzeitkommunikation: Stapler, Steuerungssysteme und Leitstellen können nahezu verzögerungsfrei Daten austauschen, was Sicherheits- und Steuerungsprozesse optimiert.

Durch Assistenzsysteme, Teleoperation, autonome Fahrzeuge und Fahrerlose Transportsysteme (FTS) steigt die Effizienz, Flexibilität und Sicherheit im Betrieb.

Flottenmanagement profitiert von umfassender Transparenz über Auslastung, Betriebsstunden und Wartungszustände, wodurch Kosten gesenkt, Ausfallzeiten minimiert und Kapazitäten besser genutzt werden.

Echtzeitüberwachung von Waren, Materialflüssen und Umgebungsbedingungen (Temperatur, Feuchte etc.) schafft Qualitätssicherung, bessere Rückverfolgbarkeit und gesteigerte Sicherheit – für Transport, Lagerung und Personal.

Strategisch ist 5G ein Enabler für moderne, vernetzte Lagerhaltung – es unterstützt Industrie-4.0-Konzepte, Innovationen wie Digital Twins, kombinierte Technologien wie Edge Computing, KI und IoT sowie nachhaltige Logistikprozesse.

Herausforderungen

Hohe Kosten und initialer Aufwand: für Infrastruktur, Hardware, Lizenzierung von Frequenzen, ggf. Campusnetze und laufender Betrieb.

Komplexität bei Integration in bestehende Systeme und bei der Gewährleistung von Kompatibilität mit älterer Hardware oder diverser Hersteller.

Physikalische Limitierungen und Störeffekte in geschlossenen Räumen, besonders bei metallischen Regalen, Stahlbeton oder stark abgeschirmten Bereichen – Abdeckung, Signalstärke und Zuverlässigkeit sind kritisch.

Datenschutz, Datensicherheit und regulatorische Anforderungen: Es müssen klare Datenschutzregelungen, Sicherheitsprotokolle und Verantwortlichkeiten definiert sein.

Personelle und organisatorische Herausforderungen: Schulung des Personals, Akzeptanz der neuen Technologien, Anpassung von Prozessen und Verantwortlichkeiten, Change Management.

Handlungsempfehlungen: Was sollten Lagerbetreiber / Fuhrparks tun, um von 5G zu profitieren

Bestandsaufnahme & Zieldefinition

Zunächst analysieren, welche Prozesse durch 5G wirklich profitieren können (z. B. Sicherheit, Automatisierung, Wartung), und klare Ziele setzen.

Pilotprojekte starten

Kleine Pilotanwendungen mit klaren KPIs durchführen – z. B. an einem Standort oder Bereich im Lager – um Erfahrungen zu sammeln und technische sowie betriebliche Herausforderungen zu identifizieren.

Private Campusnetze in Betracht ziehen

Wenn möglich, Campusnetze nutzen oder realisieren, um Kontrolle über Netzwerkleistung, Datensicherheit und Betrieb zu gewinnen. Dieses Modell bietet viele Vorteile für Lagerbetriebe. (Siehe z. B. Projekte wie bei SSI Schäfer)  

Hardware & Infrastruktur schrittweise modernisieren

Vorhandene Stapler, Sensoren, Steuerungseinheiten prüfen und ggf. aufrüstbar oder austauschbar machen – dabei Schnittstellen offenhalten und mit Blick auf Standardisierung und Zukunftsfähigkeit handeln.

Sicherheit & Datenschutz von Beginn an mitdenken

Netzwerke und Endgeräte absichern, Verschlüsselung, Authentifizierung, Zugriffskontrollen implementieren; Datenschutzrichtlinien entwickeln und Mitarbeitende entsprechend schulen.

Personal & Change Management

Mitarbeiter in neue Technologien einbinden, Schulungen anbieten, Verantwortlichkeiten klären; Akzeptanz schaffen durch transparente Kommunikation.

Kontinuierliche Bewertung & Skalierung

Aus den Pilotprojekten lernen, Prozesse und Systeme anpassen, Erfahrungen dokumentieren und dann Schritt für Schritt auf andere Standorte oder Bereiche ausweiten.

5G als Enabler für effizientere, sicherere, vernetzte und intelligente Lagerlogistik

5G ist mehr als nur ein neuer Mobilfunkstandard – es ist ein Katalysator für die Transformation der Lager- und Logistikbranche. Durch die Kombination aus hoher Geschwindigkeit, sehr niedriger Latenz, großer Gerätevernetzung und verbesserter Zuverlässigkeit entsteht Raum für Innovationen, die bislang technisch oder wirtschaftlich schwer realisierbar waren. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion, sondern auch Wettbewerbsvorteile, bessere Sicherheitsstandards und eine stärkere Position in einer zunehmend digitalisierten und datengetriebenen Logistikwelt. Wer jetzt aktiv wird, legt das Fundament für eine zukunftsfähige Lagerproduktion und Logistik – vernetzt, sicher und intelligent.

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