Sichere Bedienung von Scherenbühnen auf Hang bzw. Steigung – 7 essenzielle Tipps
Arbeiten mit einer Scherenbühne auf einem Hang oder einer Steigung gehören zu den anspruchsvollsten Einsatzsituationen im Bereich der Höhenzugangstechnik. Schon geringe Neigungswinkel können die Stabilität eines Geräts erheblich beeinflussen und das Unfallrisiko deutlich erhöhen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich mit den speziellen Herausforderungen vertraut zu machen, die beim Einsatz einer Scherenarbeitsbühne auf unebenem oder geneigtem Untergrund auftreten.
Typische Gefahren entstehen nicht nur durch das Risiko des Umkippens, sondern auch durch veränderte Fahr- und Bremsverhältnisse, verringerte Bodenhaftung undseitliche Kräfte beim Heben. Vor allem im gewerblichen Umfeld, in dem Zeitdruck und komplexe Arbeitsumgebungen häufig zusammenkommen, ist das Bewusstsein für diese Risiken entscheidend.
Zur sicheren Verwendung einer Scherenbühne auf einem Hang müssen unbedingt die technischen Angaben des Herstellers beachtet werden – insbesondere jene zu maximal zulässiger Steigung, Tragfähigkeit und den Einsatzbedingungen. Zudem greifen unterschiedliche Normen und Arbeitsschutzregelungen, die klare Vorgaben für den Betrieb auf geneigtem Terrain machen. Nur wenn Bediener diese Informationen kennen und konsequent anwenden, lässt sich ein sicherer und effizienter Arbeitsablauf gewährleisten.
Vor dem Einsatz: Vorab-Inspektion
Bevor eine Scherenbühne in Betrieb genommen wird ist eine gründliche Vorab-Inspektion unerlässlich. Nur mit einem zuverlässigen und funktionsfähigen Gerät lassen sich Unfälle und gefährliche Situationen vermeiden.
Zunächst sollte eine Sichtprüfung erfolgen: Alle tragenden und sicherheitsrelevanten Teile müssen visuell auf Schäden, Abnutzung, Risse oder Verformungen geprüft werden. Außerdem sollten Sensoren, Verriegelungen, Kontroll- und Sicherheitseinrichtungen auf äußere Beschädigungen kontrolliert werden, etwa Guardrails, Plattformklappen, Warner und ähnliche Bauteile.
Im nächsten Schritt müssen Funktionstests aller relevanten Steuer- und Sicherheitsfunktionen durchgeführt werden. Das bedeutet: Bedienelemente, Not-Aus-Schalter und Alarmsysteme müssen einwandfrei arbeiten. Auch stabilisierende Elemente wie Stützen, Bremsen, Verankerungen oder Outriggers bzw. Stabilisatoren müssen frei beweglich sein, korrekt einrasten und funktionsfähig sind. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Scherenbühne bei Belastung sicher steht.
Schließlich ist insbesondere bei Arbeiten auf geneigtem Untergrund ein bewusstes Einschätzen der Boden- und Untergrundverhältnisse notwendig. Der Untergrund muss tragfähig, eben oder der zulässigen Neigung entsprechend sein. Unebenheiten, weicher Boden, lose Erde oder rutschige Beläge können die Stabilität gefährden und verlangen besondere Aufmerksamkeit. Wird das Gelände falsch eingeschätzt, kann auch eine technisch einwandfreie Bühne kippen oder rutschen. Das Vorab-Checken von Untergrund und Umgebung gehört daher zwingend zur Inspektion dazu.
Eine solche sorgfältige Vorab-Inspektion reduziert das Risiko von Fehlern bei Bedienung und Aufbau — und schafft eine sichere Grundlage für jeden weiteren Einsatz, gerade auf Hängen oder unebenem Gelände.
Neigungsgrad ermitteln
Ein ganz entscheidender Schritt, bevor Sie eine Scherenbühne auf einer Steigung einsetzen, ist die Ermittlung des Neigungsgrads – also wie steil der Hang tatsächlich ist, und ob er innerhalb der zulässigen Grenzen liegt.
Maximal zulässiger Steigungswinkel laut Hersteller
Jede Scherenbühne hat laut Herstellerangaben eine maximale zulässige Neigung, bei der sie gefahren oder betrieben werden darf. Diese Angabe finden Sie entweder auf dem Typenschild der Maschine oder im Handbuch / Betriebsanleitung. Wird dieser Wert überschritten, darf die Bühne weder bewegt noch genutzt werden – andernfalls steigt das Risiko des Umkippens dramatisch.
Messung mit digitalem Neigungsmesser oder Alternativmethoden
Um die Neigung zuverlässig zu bestimmen, empfiehlt sich der Einsatz eines digitalen Neigungsmesser. Damit lässt sich der exakte Winkel oder die Steigung genau ablesen. Falls kein Neigungsmesser zur Verfügung steht, kann eine klassische Methode mit Wasserwaage, geradem Brett (z. B. 1 m Länge), Maßband und etwas Mathematik helfen: Man legt das Brett längs über den Hang, richtet es waagrecht aus und misst den Höhen- und Längenunterschied – daraus lässt sich die Steigung als Prozentwert oder Winkel berechnen.
Automatische Neigungssensoren und Alarmfunktionen
Moderne Scherenbühnen sind häufig mit Neigungssensoren ausgestattet, die den Bodenwinkel überwachen. Überschreitet der Hang die zulässige Neigung, kann das System automatisch den Betrieb sperren oder zumindest Alarm auslösen — z. B. den Hub oder die Weiterfahrt verhindern. Das bietet zusätzlichen Schutz — ersetzt aber nicht die Pflicht, vor Einsatz die Neigung zu prüfen und mit den Angaben des Herstellers abzugleichen.
Stabilisierung & Bremsen
Die Stabilisierung und das korrekte Bremsen sind bei Arbeiten mit einer Scherenbühne auf Hang oder geneigtem Gelände entscheidend — sie minimieren das Risiko eines Umkippens oder Rutschens.
Wenn Ihre Bühne mit Stabilisatoren oder Auslegern (Outriggers) ausgestattet ist, sollten diese vor dem Einsatz vollständig ausgefahren und auf festem, tragfähigem Untergrund aufgestellt werden. Nur auf einer tragfähigen, stabilen Fläche bieten die Fußplatten der Ausleger sicheren Halt — lockerer Boden, Sand oder Kies können die Stabilität gefährden.
Beim Parken auf einer Steigung bzw. einem Hang sollte die Scherenbühne möglichst immer mit der gebremsten Achse Hang aufwärts geparkt werden.
Wenn nötig — vor allem bei weichem oder nachgiebigem Untergrund — sollten zusätzlich Unterlegplatten, stabile Holz- oder Kunststoffmatten (outrigger pads) unter die Fußplatten oder Reifen gelegt werden, um die Last besser zu verteilen und ein Einsinken zu verhindern. Diese Hilfsmittel müssen groß und stabil genug sein, um das Gewicht der Bühne samt Last sicher zu tragen.
Nur mit sorgfältiger Stabilisierung, korrekt gesetzten Bremsen und geeigneter Lastverteilung lässt sich eine Scherenbühne auch bei Gefälle sicher betreiben — andernfalls besteht ein hohes Risiko für gefährliche Unfälle.
Lastverteilung auf der Plattform
Eine korrekte Lastverteilung auf der Arbeitsplattform einer Scherenbühne — besonders bei Einsätzen auf Hang oder geneigtem Gelände — ist essenziell, um Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten.
Wenn Personen, Werkzeuge oder Material auf der Plattform verteilt werden, sollte die Verteilung möglichst gleichmäßig erfolgen. Das heißt: Gewichte sollten nicht überwiegend auf einer Seite oder in einer Ecke liegen, sondern möglichst mittig und gleichmäßig über die Plattformfläche verteilt werden. Eine ungleiche Belastung kann das Gleichgewicht beeinträchtigen und das Risiko des Umkippens deutlich erhöhen.
Vor jedem Einsatz ist unbedingt die maximale zulässige Traglast zu kontrollieren und niemals zu überschreiten — diese umfasst das Gesamtgewicht aller Personen, Werkzeuge, Materialien und sonstiger Ladung auf der Plattform.
Wetter & Umgebung im Blick behalten
Beim Einsatz einer Scherenbühne auf Hang oder Gelände sollten Wetter und Umgebung immer bedacht werden — sie beeinflussen maßgeblich die Sicherheit und Stabilität der Anlage.
Wenn Regen fällt oder der Untergrund bereits feucht, matschig oder verschlammt ist, kann das die Bodenhaftung deutlich verschlechtern. Eine Bühne steht dann nicht sicher — sie kann einsinken, wegrutschen oder ungleich belastet werden.
Auch Wind stellt ein erhebliches Risiko dar. Schon moderate Windgeschwindigkeiten können ausreichen, um eine ausgefahrene Scherenbühne zu destabilisieren — laut Sicherheitsrichtlinien soll eine solche nur betrieben werden, wenn der Wind unter der zulässigen Grenze für das jeweilige Gerät liegt. Das bedeutet: Vor dem Einsatz unbedingt Wetterlage prüfen und Windprognosen beachten — bei Sturm, starken Böen oder unsicherer Wetterlage den Einsatz verschieben.
Darüber hinaus muss die Umgebung sorgfältig geprüft werden: Hindernisse wie lose Erde, Schlaglöcher, Gruben, unebene Flächen, Kanten, Abhänge oder Hindernisse am Boden sind potenzielle Gefahrenquellen. Auch Überkopf-Risiken — z. B. Leitungen, Äste, Gerüste oder andere Konstruktionen — dürfen nicht vernachlässigt werden. Solche Gegebenheiten können sowohl beim Fahren als auch beim Heben oder Ausfahren der Bühne kritisch werden.
In der Kombination aus Nässe, Wind und unübersichtlicher Umgebung steigt das Unfallrisiko stark. Eine sorgfältige Einschätzung der Wetterlage und Umgebung — idealerweise vor jedem Einsatz — sowie konsequentes Einhalten der Hersteller- und Sicherheitsvorgaben sind deshalb unerlässlich.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Abschließend zeigt sich: Wer eine Scherenbühne auf Hang oder geneigtem Gelände einsetzen möchte, sollte Sicherheit immer an erste Stelle setzen. Die wichtigsten Maßnahmen lassen sich auf wenige, aber sehr entscheidende Punkte verdichten:
• Führen Sie stets eine gründliche Vorab-Inspektion durch — Zustand der Bühne prüfen.
• Messen Sie den Neigungsgrad und vergleichen ihn mit dem zulässigen Winkel der Maschine; überschreiten Sie niemals die Herstellerangaben.
• Achten Sie auf eine gleichmäßige Lastverteilung und überschreiten Sie nicht die maximale Traglast (SWL).
• Stabilisieren Sie die Bühne korrekt — z. B. mit Stabilisatoren, Outriggers oder geeigneten Unterlegplatten — und setzen Sie Bremsen bzw. Feststellmechanismen sachgerecht ein.
• Fahren und bewegen Sie die Bühne bei Steigungen nur langsam, kontrolliert und möglichst gerade bergauf oder bergab — seitliches Manövrieren vermeiden.
• Berücksichtigen Sie Wetter und Umgebung: Regen, Schlamm, Wind oder unebenen Untergrund können die Sicherheit stark beeinträchtigen.
Sicherheit sollte immer Vorrang vor Geschwindigkeit oder Effizienz haben — eine schnelle Abwicklung rechtfertigt niemals das Risiko eines Unfalls.
Deshalb: Vor jedem Einsatz auf Hang oder Schräglage — Neigungsprüfung, Sichtprüfung und korrekte Stabilisierung sicherstellen. Nur so gewährleisten Sie einen sicheren und zuverlässigen Einsatz der Scherenbühne.