Kommissionierauftrag verstehen: Grundlagen und Best Practices
Die Kommissionierung ist ein zentraler Prozess in der Lagerlogistik, bei dem Waren aus einem Gesamtsortiment für Kunden- oder Produktionsaufträge zusammengestellt werden. Dieser Schritt ist entscheidend für die Effizienz und Genauigkeit der gesamten Lieferkette.
Ein unverzichtbares Hilfsmittel für Kommissionierer ist der Kommissionierauftrag. Dieses Dokument enthält alle relevanten Informationen, die für die fehlerfreie und zügige Auftragszusammenstellung notwendig sind. Es dient als Anleitung für die Kommissionierer und ermöglicht eine strukturierte und nachvollziehbare Bearbeitung der Bestellungen.
Was ist ein Kommissionierauftrag?
Der Kommissionierauftrag ist ein zentrales internes Dokument in der Lagerlogistik. Er dient dazu, Kommissionierern präzise Anweisungen zur Zusammenstellung von Waren für einen bestimmten Auftrag zu geben. In seiner einfachsten Form enthält er Informationen wie Artikelnummern, Entnahmemengen, Lagerorte und Lieferdetails. Diese Daten ermöglichen eine effiziente und fehlerfreie Auftragsabwicklung.
Die Rolle des Kommissionierauftrags in der Logistik ist entscheidend: Er fungiert als verbindliche Arbeitsanweisung, die den gesamten Kommissionierprozess strukturiert. Durch den Einsatz moderner Lagerverwaltungssysteme (LVS) kann der Kommissionierauftrag automatisch erstellt und digital übermittelt werden, was die Effizienz steigert und Fehlerquellen minimiert. Zudem ermöglicht er eine lückenlose Nachverfolgung und Dokumentation der Auftragsabwicklung, was für Qualitätssicherung und Reporting unerlässlich ist.
Aufbau eines Kommissionierauftrags
Ein Kommissionierauftrag ist in drei Hauptbereiche unterteilt, die jeweils spezifische Informationen für eine effiziente und fehlerfreie Auftragsabwicklung enthalten:
Oberer Bereich: Bestell- und Versanddaten
Dieser Abschnitt enthält grundlegende Informationen zur Bestellung und zum Versand, die für die Identifikation und Bearbeitung des Auftrags erforderlich sind. Dazu gehören:
• Name der Firma, die den Auftrag zusammenstellt
• Nummer des Kommissionierauftrags
• Datum der Auftragserstellung
• Code oder Daten des Kommissionierers, der den Auftrag zusammenstellt
• Lagerbereich, in dem sich die Ware befindet
• Versandart (z. B. normal, dringend, zerbrechlich)
• Versandnummer
Diese Angaben ermöglichen eine eindeutige Zuordnung des Auftrags und eine effiziente Bearbeitung.
Mittlerer Bereich: Produktinformationen
Im mittleren Abschnitt werden detaillierte Informationen zu den zu entnehmenden Produkten bereitgestellt, um eine präzise Kommissionierung zu gewährleisten. Hierzu gehören:
• Gangnummer und Regal, in dem sich der jeweilige Artikel befindet
• Lagerebene
• Bezeichnung der Ware
• Interner Code des Artikels
• Anzahl der benötigten Einheiten
• Anzahl der nach der Entnahme verbleibenden Artikel
Diese Informationen sind entscheidend, um die richtigen Artikel in der korrekten Menge und am richtigen Lagerort zu entnehmen.
Unterer Bereich: Anmerkungen und Unterschriftenfelder
Der untere Bereich dient der Dokumentation und Validierung des Kommissionierprozesses. Er umfasst:
• Feld für Anmerkungen, in dem Besonderheiten wie beschädigte Verpackungen oder fehlende Artikel vermerkt werden können
• Unterschriftenfelder für:
• Kommissionierer, der die Entnahme vornimmt
• Mitarbeiter, der die Artikel erhält und verpackt
• Verantwortlichen für die Organisation des Versands
Diese Dokumentation stellt sicher, dass alle Schritte nachvollziehbar sind und etwaige Unregelmäßigkeiten erfasst werden.
Ein gut strukturierter Kommissionierauftrag trägt maßgeblich zur Effizienz und Fehlerreduktion im Lagerprozess bei.
Varianten von Kommissionieraufträgen
In der Lagerlogistik gibt es verschiedene Methoden zur Auftragszusammenstellung, die jeweils auf spezifische Anforderungen und Gegebenheiten abgestimmt sind. Zwei gängige Varianten sind:
Individueller Kommissionierauftrag
Der individuelle Kommissionierauftrag fokussiert sich auf die Zusammenstellung der Waren für einen einzelnen Auftrag. Der Kommissionierer erhält eine detaillierte Liste mit allen benötigten Artikeln, deren Lagerorten und Entnahmemengen. Dies ermöglicht eine präzise und fehlerfreie Kommissionierung, da der gesamte Prozess auf einen einzigen Auftrag ausgerichtet ist. Nach Abschluss der Zusammenstellung wird der Auftrag in den Versandbereich überführt.
Blockweise Kommissionierung (Batch Picking)
Bei der blockweisen Kommissionierung werden mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeitet. Der Kommissionierer sammelt die Artikel für verschiedene Aufträge in einem einzigen Durchgang, basierend auf gemeinsamen Produkten oder Lagerorten. Nach der Zusammenstellung werden die Artikel in einem Konsolidierungsbereich den jeweiligen Aufträgen zugeordnet. Diese Methode reduziert die Anzahl der Wege durch das Lager und steigert somit die Effizienz.
Beide Methoden haben ihre spezifischen Vorteile und können je nach Auftragsvolumen, Lagerstruktur und gewünschten Effizienzsteigerungen eingesetzt werden. Die Wahl der geeigneten Methode hängt von den individuellen Anforderungen des Unternehmens ab.
Digitale Unterstützung durch Lagerverwaltungssysteme (LVS)
Die Integration von Lagerverwaltungssystemen (LVS) revolutioniert die Kommissionierung, indem sie die automatische Erstellung und Verwaltung von Kommissionieraufträgen ermöglicht. Moderne LVS bieten eine nahtlose Verbindung zwischen Lagerprozessen und digitalen Technologien, wodurch Effizienz und Genauigkeit erheblich gesteigert werden.
Ein herausragendes Beispiel für die digitale Unterstützung ist das Pick-by-Voice-System. Dabei werden Kommissionierer mit einem Headset ausgestattet, das ihnen sprachgesteuerte Anweisungen direkt vom LVS übermittelt. Die Mitarbeiter bestätigen ihre Aktionen durch Sprachbefehle, was ihnen ermöglicht, beide Hände für die Entnahme der Waren freizuhalten. Diese Methode reduziert Fehlerquellen und erhöht die Kommissionierleistung erheblich.
Ein weiterer technologischer Fortschritt ist der Einsatz von Handscannern. Diese Geräte ermöglichen eine schnelle und präzise Erfassung von Barcodes, was die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Kommissionierung erhöht. Handscanner sind besonders in Umgebungen mit hohem Warenumschlag von Vorteil.
Die Kombination dieser digitalen Technologien mit einem leistungsfähigen LVS führt zu einer signifikanten Steigerung der Effizienz in der Lagerlogistik. Unternehmen profitieren von verkürzten Kommissionierzeiten, reduzierten Fehlerquoten und einer verbesserten Ressourcennutzung.
Vorteile eines gut strukturierten Kommissionierauftrags
Ein sorgfältig gestalteter Kommissionierauftrag ist mehr als nur ein Arbeitsdokument – er ist ein Schlüssel zur Effizienzsteigerung und Fehlervermeidung in der Lagerlogistik. Durch die klare Strukturierung und präzise Vorgaben profitieren Unternehmen in mehreren Bereichen:
Fehlerreduktion bei der Auftragszusammenstellung
Ein strukturierter Kommissionierauftrag minimiert die Wahrscheinlichkeit von Fehlern, da er dem Kommissionierer klare Anweisungen zu Lagerorten, Artikelnummern und Entnahmemengen gibt. Dies reduziert die Fehlerquote erheblich und trägt dazu bei, dass Kundenaufträge korrekt und vollständig bearbeitet werden.
Optimierung der Kommissionierzeiten
Durch die klare Strukturierung der Aufgaben können Kommissionierer ihre Tätigkeiten effizienter durchführen. Ein gut organisierter Auftrag ermöglicht es, Wege im Lager zu minimieren und die Entnahmegeschwindigkeit zu erhöhen. Dies führt zu einer Verkürzung der Kommissionierzeiten und damit zu einer Steigerung der Produktivität. Eine effiziente Kommissionierung kann die Betriebskosten erheblich senken und die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Verbesserung der Lagerorganisation und -transparenz
Ein strukturierter Kommissionierauftrag trägt zur besseren Organisation des Lagers bei, da er eine klare Übersicht über die benötigten Artikel und deren Lagerorte bietet. Dies erleichtert nicht nur die Kommissionierung, sondern auch die Bestandskontrolle und Nachverfolgbarkeit der Waren. Eine transparente Lagerorganisation ermöglicht eine schnellere Reaktion auf Bestandsänderungen und optimiert die gesamte Logistikkette.
Insgesamt zeigt sich, dass ein gut strukturierter Kommissionierauftrag nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch zur Fehlervermeidung und einer besseren Organisation im Lager beiträgt. Unternehmen, die auf eine klare und präzise Gestaltung ihrer Kommissionieraufträge achten, können somit ihre Logistikprozesse erheblich verbessern.
Fazit
Ein effektiver Kommissionierauftrag bildet das Rückgrat jeder effizienten Lagerlogistik. Durch seine klare Strukturierung – von Bestell- und Versanddaten über präzise Produktinformationen bis hin zu nachvollziehbaren Unterschriftenfeldern – gewährleistet er eine fehlerfreie und zügige Auftragsabwicklung. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung von Fehlerquoten, einer Verkürzung der Kommissionierzeiten und einer verbesserten Lagerorganisation.
In der heutigen Zeit ist die Digitalisierung unverzichtbar. Moderne Lagerverwaltungssysteme (LVS) ermöglichen die automatische Erstellung und Verwaltung von Kommissionieraufträgen. Technologien wie Handscanner, Pick-by-Voice-Systeme und Datenbrillen (Pick-by-Vision) unterstützen Kommissionierer dabei, effizient und fehlerfrei zu arbeiten. Diese digitalen Lösungen steigern nicht nur die Produktivität, sondern erhöhen auch die Transparenz und Nachverfolgbarkeit der Lagerprozesse.
Für Unternehmen, die ihre Lagerlogistik optimieren möchten, ist es daher entscheidend, sowohl auf eine durchdachte Struktur der Kommissionieraufträge als auch auf die Integration moderner digitaler Technologien zu setzen. Nur so können sie den steigenden Anforderungen des Marktes gerecht werden und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.