Effizienter, flexibler, moderner: Die Zukunft der Kommissionierung
Die Kommissionierung ist ein zentraler Prozess in der Lagerlogistik: Dabei werden aus einem Gesamtsortiment gezielt diejenigen Artikel entnommen, die für einen Auftrag benötigt werden, und anschließend konsolidiert, verpackt und für den Versand vorbereitet. Kommissionierer – im Englischen “Picker” genannt – übernehmen dafür nicht nur das Zusammenstellen der Ware, sondern prüfen auch Qualität, führen Etikettierungen durch, aktualisieren Bestände (sofern kein Lagerverwaltungssystem genutzt wird) und transportieren die Aufträge weiter.
Wie moderne Technologien das Berufsprofil verändern
Mit dem Fortschritt der Lagertechnik hat sich die Rolle des Kommissionierers grundlegend weiterentwickelt – weg von rein manuellen Tätigkeiten hin zu smart unterstützten Prozessen. Lagerverwaltungssoftware zeigt dem Kommissionierer Schritt für Schritt die nächsten Schritte, steuert unterstützende Systeme wie Pick-to-Light, Voice-Picking oder kollaborative Roboter (Cobots) und reduziert so menschliche Fehler sowie Laufwege.
Insbesondere durch das Konzept „Goods-to-Person“ gelangen Waren über sogenannte Miniload-Systeme, Behälter-Fördertechnik oder Mobile Robotersysteme (AMR) direkt zur Kommissionierstation – statt umgekehrt. Dadurch verlagern sich die Aufgaben des Mitarbeiters zusehends hin zu steuernden, überwachenden und qualitätskontrollierenden Tätigkeiten, während der physische Aufwand deutlich sinkt.
Was macht ein Kommissionierer?
Definition und Aufgabenbereich
Ein Kommissionierer (auch „Picker“ oder „Greifer“ genannt) ist für das präzise Zusammenstellen von Waren zuständig – ganz gleich, ob es sich um Kundenaufträge für den Versand oder Anforderungen für die Produktion handelt. In seinem Aufgabenbereich liegen:
• Entnahme der benötigten Artikel aus dem Lagerbestand gemäß Auftrag,
• Konsolidierung, also Zusammenstellung der verschiedenen Artikel zu einem Auftragspaket,
• Verpackung der kommissionierten Waren für den Versand,
• Bestandskontrolle und Verwaltung – inklusive Ein- und Auslagerung im Lagerverwaltungssystem,
• Dokumentation aller Abläufe, beispielsweise durch Scannen, elektronische Erfassung oder Pflege von Begleitpapieren.
Je nach Betrieb gehören zudem Prüfprozesse wie die Kontrolle auf Vollständigkeit, Qualität oder Haltbarkeit zu seinen Aufgaben, ebenso wie das Ausdrucken und Beifügen erforderlicher Versandpapiere.
Arbeitsschritte im Überblick – manuell vs. unterstützt durch Systeme
Manuell (Mann-zur-Ware bzw. Person-to-Ware)
In klassischen Umgebungen arbeitet der Kommissionierer nach wie vor nach dem „Mann-zur-Ware”-Prinzip: Er bewegt sich selbstständig durch das Lager, nimmt Ware anhand von Picklisten oder handschriftlichen Aufträgen, vergleicht Mengen und Artikelnummern, verpackt sie und dokumentiert das Ergebnis – entweder per Stift und Papier oder per Scanner am Arbeitsplatz. Dieses Vorgehen ist einfach umsetzbar und robust, hat aber den Nachteil längerer Wegezeiten und höherer körperlicher Belastung.
Unterstützt durch Systeme (Ware-zu-Mann, Automation & Digitaltechnik)
Moderne Lager setzen zunehmend auf das „Ware-zu-Mann”-Prinzip: Automatisierte Systeme bringen Ware autonom zum Kommissionierer. Beispiele sind Fördertechnik, automatische Kleinteilelager oder fahrerlose Transportsysteme (AMR). Die Kommissionierstationen halten die Ware bereit – der Kommissionierer muss sie nur noch übernehmen, verpacken und dokumentieren.
Zudem unterstützen Technologien wie Pick-by-Light, Pick-by-Voice, Pick-by-Scan oder sogar Pick-by-Vision/RFID bei der Artikelanzeige und -erkennung, wodurch Fehler reduziert und Suchzeiten verkürzt werden. Mobile Geräte wie Tablets, Datenbrillen oder Scanner zeigen dem Mitarbeiter gezielte Informationen an und leiten ihn Schritt für Schritt durch den Prozess.
Zusammenfassung in Worten
Ein Kommissionierer übernimmt wesentlich mehr als nur das „Zusammensuchen“ von Ware. Er stellt sicher, dass Aufträge korrekt zusammengestellt, verpackt und dokumentiert werden – und das unter Einhaltung von Qualitätsstandards sowie Lager- und Versandvorgaben. Die Unterschiede zwischen manueller und automatisierter Kommissionierung liegen vor allem in den eingesetzten Technologien: Während bei einfachen Systemen alles dem Menschen obliegt, entlasten moderne, digital gestützte Systeme den Kommissionierer, erlauben höhere Effizienz, mehr Präzision und einen fokussierteren Ressourceneinsatz.
Technologische Unterstützung im Lageralltag
Pick-to-Light / Pick-by-Light – visuelle Effizienz-Booster
Pick-to-Light, auch bekannt als Pick-by-Light, nutzt leuchtende Anzeigen direkt in den Regalen, um Kommissionierern genau anzuzeigen, welche Artikel sie entnehmen müssen. Diese optische Unterstützung macht das Kommissionieren nicht nur deutlich schneller, sondern auch fehlerärmer. Studien zeigen eine extrem hohe Genauigkeit von über 99,5 % bei der korrekten Zusammenstellung der Bestellungen, da Quittierungen unmittelbar in Echtzeit erfolgen und die Bestände direkt aktualisiert werden. Weitere Vorteile: sehr schnelle Einarbeitung neuer Mitarbeiter, papierlose Prozesse, kürzere Laufwege und damit insgesamt effizientere Abläufe.
Voice-Picking – sprachgesteuert, schnell und flexibel
Voice-Picking führt den Kommissionierer per Sprachansage – Hände und Augen bleiben frei für das Handling der Ware. Das Verfahren ist besonders effizient: Es beschleunigt Prozesse um etwa 10–25 % im Vergleich zu rein papiergebundenen oder WLAN-basierten Kommissionierungen. Gleichzeitig sinkt die Fehlerquote, während die Produktivität spürbar steigt und die Einarbeitungszeit für neue Mitarbeitende deutlich kürzer ist. Sprachsysteme sind zudem hardware-unabhängig sowie robust – ideal auch für anspruchsvolle Umgebungen wie Tiefkühllager – und lassen sich gut in bestehende Lagerverwaltungssysteme integrieren.
Cobots & Kommissionierroboter – körperliche Entlastung durch Automatisierung
Cobots, also kollaborative Roboter, unterstützen oder übernehmen bestimmte Kommissionierschritte direkt neben dem Menschen. Sie erhöhen die Effizienz, ohne den Mitarbeitenden zu ersetzen. Cobots sind flexibel einsetzbar, skalierbar und bieten eine adaptierbare Lösung – besonders geeignet für die Anforderungen von Logistik 4.0.
Zusammenfassung
Pick-to-Light, Voice-Picking und Cobots/Kommissionierroboter sind drei kraftvolle technologische Ansätze, die in modernen Lagern erfolgreich zur Leistungssteigerung beitragen:
• Pick-to-Light liefert visuelle Unterstützung, minimiert Fehler und spart enorme Laufwege.
• Voice-Picking schafft eine effiziente, flexible Sprachsteuerung mit freier Handhabung und hoher Präzision.
• Cobots und Roboter ermöglichen Automatisierung – entlasten den Menschen, steigern deutlich die Geschwindigkeit und passen sich dynamischen Lagerprozessen an.
Vorteile durch Technologieeinsatz
Effizienz und Fehlerreduktion: Schnellere Prozesse, weniger Pickfehler, verbesserte Produktivität
Moderne Kommissioniertechnologien ermöglichen deutlich effizientere Abläufe: Pick-to-Light-Systeme reduzieren Such- und Wegzeiten durch gezielte Lichtsignale, was die Prozessgeschwindigkeit massiv erhöht und gleichzeitig die Fehlerrate senkt. Auch Pick-by-Voice-Systeme tragen zur Effizienzsteigerung bei: Studien berichten von Produktivitätsgewinnen von bis zu 30 % und einer signifikanten Verringerung von Kommissionierfehlern.
Automatisierung und Ergonomie: Entlastung durch Roboter, Pick-by-Light-Systeme & Sprachsteuerung
Dank visueller Hilfe und Sprachsteuerung (wie bei Pick-by-Light oder Pick-by-Voice) können Mitarbeitende schneller und körperlich entlasteter arbeiten – weniger Stress, mehr Konzentration. Cobots (kollaborative Roboter) übernehmen monotone, körperlich anspruchsvolle Aufgaben und fördern so die Ergonomie: sie verringern die Unfallgefahr, verbessern das Arbeitsumfeld und steigern die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Unternehmen berichten zudem von schnellerem Output, besseren Materialflüssen sowie niedrigeren Wartungs- und Ausfallkosten durch den Einsatz von Cobots.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Automatisierte Systeme passen sich Layout und Auftragstyp an
Moderne Technologien sind modular und skalierbar. Pick-to-Light lässt sich nahtlos ins vorhandene Lagerverwaltungssystem (WMS/ERP) integrieren und flexibel an wechselnde Betriebsbedingungen anpassen. Cobots sind mobil und benötigen keine feste Infrastruktur – was sie ideal für dynamische Lagerumgebungen und flexible Aufgabenverteilung macht. Roboter in der Logistik unterstützen dabei, schnell auf Nachfrageschwankungen oder neue Produktanforderungen zu reagieren und steigern dadurch die Anpassungsfähigkeit der Lagerprozesse.
Zusammenfassung
Der gezielte Einsatz moderner Technologien im Lager verschafft handfeste Vorteile:
1. Effizienz & Präzision: Schnellere Picks, nahezu fehlerfreie Auftragsabwicklung.
2. Ergonomie & Automatisierung: Körperliche Entlastung, sicherere Arbeitsbedingungen und höhere Mitarbeitermotivation.
3. Flexibilität & Skalierbarkeit: Systeme, die sich unkompliziert an Layout und Auftragsvolumen anpassen – für nachhaltige Prozessoptimierung.
Das Profil des Kommissionierers heute
Mehr Verantwortlichkeit: Kontrolle, Etikettierung und Dokumentation
Moderne Kommissionierer übernehmen heute deutlich mehr als nur das physische Zusammenstellen von Waren. Sie sind verantwortlich für die Qualitätskontrolle – das Prüfen auf Vollständigkeit und Unversehrtheit der Sendungen – sowie für die Etikettierung und Dokumentation aller Arbeitsschritte in Lagerverwaltungssystemen. Diese Dokumentation erfolgt meist digital, entweder über MDE-Geräte oder über stationäre Workstations, und gewährleistet eine lückenlose Nachverfolgbarkeit der Warenbewegungen.
Zusatzqualifikationen: MDE-Bedienung, Hubwagen- und Gabelstaplerführung
Für die Ausführung dieser anspruchsvollen Aufgaben sind heute zusätzliche Qualifikationen gefragt. Kommissionierer arbeiten routiniert mit Mobilen Datenerfassungsgeräten (MDEs) oder Tablets, um Artikelnummern zu scannen, Bestände zu verbuchen oder Aufträge zu bestätigen – realisiert oft über WLAN mit Ampelcodes und Echtzeit-Feedback. In vielen Lagern ist auch die sichere Bedienung von Hubwagen oder Gabelstaplern notwendiger Bestandteil, besonders in Umgebungen mit schweren Lasten oder enger Lagerstruktur.
Zusammenarbeit mit Technik: Cobots & halbautomatische Systeme erfordern technisches Verständnis
In immer mehr Logistikbetrieben unterstützen Cobots (kollaborative Roboter) oder halbautomatische Systeme die Kommissionierer – entweder, indem sie schwere Lasten transportieren oder Pickprozesse automatisch übernehmen. Die Zusammenarbeit mit solchen Systemen setzt technisches Grundverständnis voraus: Kommissionierer müssen sensorische Rückmeldungen interpretieren, Sicherheitsvorschriften beachten und im Notfall Mensch-Roboter-Prozesse sicher steuern.
Zusammenfassung
Das Berufsprofil des heutigen Kommissionierers vereint Verantwortung, Technikkompetenz und Flexibilität:
• Verantwortung für Kontrolle, Etikettierung und digitale Prozessdokumentation.
• Technische Zusatzqualifikationen, insbesondere im Umgang mit MDEs und Flurförderzeugen.
• Interaktion mit automatisierten Systemen, insbesondere Cobots – dafür sind technisches Verständnis und sichere Handhabung essenziell.
Fazit
Die Kommissionierung hat sich längst vom rein physischen Prozess zu einem dynamischen, technologiegestützten Berufsfeld entwickelt. Dieses Berufsbild ist nicht statisch: Technischer Fortschritt verändert sowohl die Aufgaben als auch die Kompetenzen der Kommissionierer nachhaltig. Moderne Systeme fordern ein höheres Maß an Verantwortung, technischer Affinität und Flexibilität von den Mitarbeitenden.
Gleichzeitig zeigt sich: Mensch und Maschine ergänzen sich ideal. Cobots, Pick-by-Light-Systeme, Pick-by-Voice-Lösungen und KI-unterstützte Werkzeuge ermöglichen eine deutlich höhere Effizienz, verbessern die Ergonomie und ermöglichen eine präzisere, fehlerarme Arbeitsweise. Cobots steigern etwa die Produktivität um ein Vielfaches und werden zunehmend auch mit KI ausgestattet, um Geschwindigkeit, Genauigkeit und Tragfähigkeit zu optimieren. Auch die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter hebt Produktivität, Sicherheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden auf ein neues Niveau.
Insgesamt eröffnen diese Technologien zahlreiche Chancen zur Effizienzsteigerung und Innovation im Lager – und das nicht bloß technisch, sondern auch menschlich: Mit smarter Automatisierung wird die Kommissionierung nicht nur moderner, sondern auch nachhaltiger, mitarbeiterfreundlicher und zukunftsfähiger.