Optimierung der Kommissionierzeiten: Effizienzsteigerung in der Lagerlogistik

In der Lagerlogistik zählt die Kommissionierung zu den zentralen Prozessen: Sie umfasst das Zusammenstellen von Waren gemäß Kundenaufträgen und bildet damit die Brücke zwischen Lagerhaltung und Versand. Die Effizienz dieses Vorgangs hat direkte Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens und die Zufriedenheit seiner Kunden.

Bedeutung der Kommissionierzeiten in der Lagerlogistik

Die Kommissionierzeit bezeichnet den Zeitraum, der benötigt wird, um Artikel aus dem Lager zu entnehmen und für den Versand vorzubereiten. Dieser Prozess ist nicht nur arbeitsintensiv, sondern auch kostenintensiv. Eine effiziente Kommissionierung trägt daher maßgeblich zur Reduzierung von Lagerkosten und zur Verbesserung der gesamten Logistikperformance bei.  

Einfluss auf Kosten und Kundenzufriedenheit

Lange Kommissionierzeiten erhöhen die Lagerkosten und verlängern die Durchlaufzeiten, was zu Verzögerungen bei der Auftragsabwicklung führt. Dies kann insbesondere im E-Commerce, wo schnelle Lieferungen erwartet werden, die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen. Umgekehrt führt eine schnelle und fehlerfreie Kommissionierung zu einer höheren Kundenzufriedenheit und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.   

In den folgenden Abschnitten werden wir die einzelnen Bestandteile der Kommissionierzeit näher betrachten und Strategien zur Optimierung dieses Prozesses vorstellen.

Was sind Kommissionierzeiten?

Die Kommissionierzeit bezeichnet die Gesamtzeit, die benötigt wird, um einen Auftrag im Lager vollständig zu bearbeiten – von der Entnahme der Artikel bis zur Bereitstellung für den Versand oder die Produktion. Sie ist eine zentrale Kennzahl in der Lagerlogistik, da sie direkten Einfluss auf die Effizienz, Kosten und Kundenzufriedenheit hat. 

Bestandteile der Kommissionierzeit

Die Kommissionierzeit setzt sich aus mehreren Teilzeiten zusammen, die unterschiedliche Aspekte des Kommissionierprozesses abbilden: 

Basiszeit: Diese umfasst alle organisatorischen Tätigkeiten, die vor und nach der eigentlichen Kommissionierung anfallen. Dazu gehören das Aufnehmen und Ordnen der Kommissionierbelege, das Bereitstellen von Hilfsmitteln wie Kommissionierwagen oder Paletten sowie das Übergeben der Behälter an eine Sammelstelle oder Förderanlage.  

Wegzeit: Die Wegzeit bezeichnet den Zeitraum, der benötigt wird, um zwischen den verschiedenen Lagerplätzen zu den Entnahmestationen zu gelangen. Sie fällt pro Position an und kann durch strategische Lagerplatzierung und den Einsatz geeigneter Kommissioniermethoden optimiert werden.  

Greifzeit: Auch als Entnahmezeit oder Pickzeit bekannt, umfasst die Greifzeit das tatsächliche Entnehmen der Artikel aus dem Regal und deren Ablegen in den Kommissionierbehälter. Sie hängt von Faktoren wie Griffhöhe, Artikelgewicht und -größe sowie der Art der Abgabe ab.  

Totzeit: Die Totzeit umfasst alle unproduktiven Tätigkeiten, die während des Kommissionierprozesses anfallen, wie das Suchen des Lagerplatzes, Zählen oder Kontrollieren der Artikel und das Dokumentieren der Entnahme. Sie kann durch Maßnahmen wie klare Regalbeschriftungen und den Verzicht auf Anbrüche reduziert werden.  

Verteilzeit: Die Verteilzeit erfasst Zeiten, in denen nicht produktiv gearbeitet wird, beispielsweise durch Pausen, Warten auf Informationen oder Transportmittel. Sie wird oft als Prozentsatz der gesamten Kommissionierzeit berechnet und kann durch eine bessere Arbeitsplatzplanung und Mitarbeitermotivation verringert werden.  

Formel zur Berechnung der Kommissionierzeit

Die gesamte Kommissionierzeit lässt sich durch die folgende Formel ermitteln:

Kommissionierzeit = Basiszeit + Wegzeit + Greifzeit + Totzeit + Verteilzeit

Dabei ist die Basiszeit einmalig pro Auftrag, während Wegzeit, Greifzeit und Totzeit pro Position anfallen. Die Verteilzeit wird entweder als Prozentsatz der Summe aus Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit und Totzeit berechnet oder als feste Zeitspanne angegeben.  

Ein Beispiel:

Basiszeit: 20 Minuten

Wegzeit: 10 Minuten (3 Minuten + 2 Minuten + 5 Minuten)

Greifzeit: 7,5 Minuten (30 Sekunden × 15 Artikel / 60)

Totzeit: 2,5 Minuten (10 Sekunden × 15 Artikel / 60)

Verteilzeit: 2 Minuten (5 % von 40 Minuten) 

Gesamte Kommissionierzeit: 20 + 10 + 7,5 + 2,5 + 2 = 42 Minuten

Die genaue Berechnung der Kommissionierzeit ermöglicht es, Engpässe zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Prozessoptimierung zu ergreifen.  

Detaillierte Betrachtung der Teilzeiten

Die Kommissionierzeit setzt sich aus mehreren Teilzeiten zusammen, die jeweils spezifische Aspekte des Kommissionierprozesses abbilden. Ein tiefes Verständnis dieser Teilzeiten ermöglicht gezielte Optimierungsmaßnahmen zur Steigerung der Effizienz in der Lagerlogistik.  

Basiszeit: Vorbereitungs- und Abschlusszeiten

Die Basiszeit umfasst alle organisatorischen Tätigkeiten, die vor und nach der eigentlichen Kommissionierung anfallen. Dazu gehören unter anderem das Aufnehmen und Ordnen der Kommissionierbelege, das Bereitstellen von Hilfsmitteln wie Kommissionierwagen oder Paletten sowie das Übergeben der Behälter an eine Sammelstelle oder Förderanlage. Diese Phase fällt nur einmal pro Auftrag an und bildet die Grundlage für einen reibungslosen Ablauf der Kommissionierung.  

Wegzeit: Bewegung zwischen Lagerplätzen

Die Wegzeit bezeichnet den Zeitraum, den der Kommissionierer benötigt, um sich zwischen den verschiedenen Lagerplätzen zu den Entnahmestationen zu bewegen. Sie umfasst sowohl die Hin- als auch die Rückwege. In vielen Fällen stellt die Wegzeit den größten Anteil an der gesamten Kommissionierzeit dar. Optimierungen in diesem Bereich, wie die strategische Lagerplatzierung und der Einsatz geeigneter Kommissioniermethoden, können signifikante Effizienzsteigerungen bewirken.    

Greifzeit: Entnahme der Artikel

Die Greifzeit, auch als Pickzeit bekannt, umfasst die Zeit, die der Kommissionierer benötigt, um einen Artikel aus dem Regal zu entnehmen und ihn in einen Behälter oder auf ein Förderband zu legen. Diese Phase beinhaltet ausschließlich die physischen Handlungen des Greifens und Ablegens; vorbereitende oder nachbereitende Tätigkeiten wie das Suchen des Artikels oder das Zählen fallen nicht darunter. Faktoren wie Griffhöhe, Artikelgewicht und -größe sowie die Art der Abgabe beeinflussen die Dauer der Greifzeit.   

Totzeit: Nicht wertschöpfende Tätigkeiten

Die Totzeit umfasst alle nicht wertschöpfenden Tätigkeiten, die während des Kommissionierprozesses anfallen. Dazu gehören das Suchen des Lagerplatzes, das Zählen oder Kontrollieren der Artikel sowie das Dokumentieren der Entnahme. Obwohl diese Tätigkeiten notwendig sind, tragen sie nicht direkt zur Wertschöpfung bei und können durch Maßnahmen wie klare Regalbeschriftungen und den Verzicht auf Anbrüche reduziert werden. 

Verteilzeit: Zuweisung und Organisation der Aufträge

Die Verteilzeit erfasst Zeiten, in denen nicht produktiv gearbeitet wird, beispielsweise durch Pausen, Warten auf Informationen oder Transportmittel. Sie kann sowohl durch sachliche Faktoren wie Arbeitsmangel oder fehlende Informationen als auch durch persönliche Faktoren wie Ermüdung oder mangelnde Motivation beeinflusst werden. Eine gute Arbeitsplatzplanung, klare Kommunikation und eine positive Arbeitsatmosphäre können dazu beitragen, die Verteilzeit zu minimieren.  

Ein detailliertes Verständnis dieser Teilzeiten ermöglicht es, gezielt Optimierungsmaßnahmen zu ergreifen und die Effizienz der Kommissionierung nachhaltig zu steigern.

Beispielhafte Berechnung der Kommissionierzeit

Um die Kommissionierzeit für einen Auftrag präzise zu ermitteln, ist es wichtig, die einzelnen Teilzeiten zu kennen und korrekt zu berechnen. Im Folgenden wird ein praktisches Beispiel vorgestellt, das die Anwendung der zuvor erläuterten Formeln veranschaulicht.

Beispiel: Kommissionierung von 30 Mountainbikes

Angenommen, ein Kommissionierer erhält den Auftrag, 30 Mountainbikes zu kommissionieren. Die folgenden Zeiten wurden für die jeweiligen Teilzeiten ermittelt: 

Basiszeit: 6 Minuten (einmalig für den gesamten Auftrag)

Wegzeit: 18 Sekunden pro Position

Greifzeit: 25 Sekunden pro Position

Totzeit: 5 Sekunden pro Position

Verteilzeit: 5 % der Gesamtsumme der Basis-, Weg-, Greif- und Totzeiten 

Schritt 1: Berechnung der Teilzeiten

1. Wegzeit gesamt:

18 Sekunden × 30 Positionen = 540 Sekunden = 9 Minuten

2. Greifzeit gesamt:

25 Sekunden × 30 Positionen = 750 Sekunden = 12,5 Minuten

3. Totzeit gesamt:

5 Sekunden × 30 Positionen = 150 Sekunden = 2,5 Minuten

4. Summe der Basis-, Weg-, Greif- und Totzeiten:

6 Minuten + 9 Minuten + 12,5 Minuten + 2,5 Minuten = 30 Minuten

Schritt 2: Berechnung der Verteilzeit

Die Verteilzeit wird als Prozentsatz der Gesamtsumme der Teilzeiten berechnet:

5 % von 30 Minuten = 1,5 Minuten 

Schritt 3: Gesamte Kommissionierzeit

Nun werden alle Zeiten addiert, um die gesamte Kommissionierzeit zu ermitteln:

6 Minuten (Basiszeit) + 9 Minuten (Wegzeit) + 12,5 Minuten (Greifzeit) + 2,5 Minuten (Totzeit) + 1,5 Minuten (Verteilzeit) = 31,5 Minuten 

Diese 31,5 Minuten repräsentieren die gesamte Zeit, die der Kommissionierer benötigt, um den Auftrag vollständig auszuführen.

Die Kenntnis der Kommissionierzeit ist entscheidend für die Optimierung von Lagerprozessen und die effiziente Planung von Ressourcen. Durch die Analyse der einzelnen Teilzeiten können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.

Faktoren, die Kommissionierzeiten beeinflussen

Die Effizienz der Kommissionierung wird maßgeblich durch verschiedene Faktoren bestimmt. Ein tiefes Verständnis dieser Einflussgrößen ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Prozessoptimierung zu ergreifen.

Art der Waren (z. B. Schüttgut vs. Stückgut)

Die Beschaffenheit der zu kommissionierenden Waren hat einen direkten Einfluss auf die Kommissionierzeit. Schüttgüter, die in großen Mengen und oft in loser Form vorliegen, erfordern andere Handhabungsprozesse als Stückgüter, die einzeln entnommen werden. Schüttgüter können beispielsweise in großen Behältern oder Silos gelagert werden, was spezielle Entnahmesysteme erfordert. Stückgüter hingegen benötigen oft eine präzise Identifikation und Entnahme, was zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen kann. Die Wahl des geeigneten Kommissionierverfahrens hängt daher stark von der Art der Waren ab. 

Lagerlayout und -organisation

Ein durchdachtes Lagerlayout ist entscheidend für die Effizienz der Kommissionierung. Lagerplätze sollten so angeordnet sein, dass häufig benötigte Artikel (A-Güter) in der Nähe der Versandzone gelagert werden, um lange Wege zu vermeiden. Zudem sollte das Lager übersichtlich gestaltet sein, um Suchzeiten zu minimieren. Ein optimiertes Layout berücksichtigt auch die Breite der Gänge, die Art der Regale und die Platzierung der Artikel, um eine schnelle und fehlerfreie Kommissionierung zu ermöglichen.   

Technologische Unterstützung (z. B. Pick-by-Light, Pick-by-Voice)

Der Einsatz moderner Technologien kann die Kommissionierzeiten erheblich verkürzen. Systeme wie Pick-by-Light leiten den Kommissionierer visuell zu den richtigen Lagerplätzen, während Pick-by-Voice sprachgesteuerte Anweisungen gibt. Diese Technologien reduzieren Suchzeiten und Fehlerquoten, da sie den Kommissionierer direkt und eindeutig anleiten. Darüber hinaus ermöglichen sie eine freihändige Kommissionierung, was die Ergonomie verbessert und die Effizienz steigert.  

Die Kombination dieser Faktoren und deren gezielte Optimierung trägt maßgeblich dazu bei, die Kommissionierzeiten zu reduzieren und die Effizienz in der Lagerlogistik zu steigern.

Strategien zur Reduzierung der Kommissionierzeiten

Die Effizienz der Kommissionierung ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines Lagers. Durch gezielte Strategien können Kommissionierzeiten signifikant reduziert und somit Kosten gesenkt sowie die Kundenzufriedenheit erhöht werden. 

Optimierung des Lagerlayouts

Ein durchdachtes Lagerlayout minimiert unnötige Wege und steigert die Effizienz. Dabei sollten häufig benötigte Artikel (A-Güter) in der Nähe der Versandzone gelagert werden, um lange Wege zu vermeiden. Zudem ist die klare Kennzeichnung von Lagerplätzen und Gängen wichtig, um Suchzeiten zu minimieren und die Orientierung zu erleichtern. Ein flexibles Layout, das auf die spezifischen Bedürfnisse des Lagers abgestimmt ist, kann die Kommissionierzeiten erheblich verkürzen.  

Implementierung effizienter Kommissioniermethoden

Die Wahl der richtigen Kommissioniermethode hängt von verschiedenen Faktoren wie Auftragsstruktur und Artikelvielfalt ab. Zu den gängigen Methoden gehören:

Einzelkommissionierung (Single Order Picking): Ideal für Aufträge mit wenigen Positionen. 

Batch-Kommissionierung: Mehrere Aufträge werden gleichzeitig kommissioniert, um Wege zu bündeln und die Effizienz zu steigern. 

Zonen-Kommissionierung: Das Lager wird in Zonen unterteilt, und Kommissionierer sind für bestimmte Bereiche zuständig. Dies reduziert die Wege und steigert die Effizienz.  

Die Auswahl der Methode sollte auf die spezifischen Anforderungen des Lagers abgestimmt sein, um die Kommissionierzeiten zu minimieren.

Einsatz moderner Technologien und Automatisierung

Der Einsatz moderner Technologien kann die Kommissionierzeiten erheblich verkürzen. Beleglose Kommissioniermethoden wie Pick-by-Light, Pick-by-Voice oder Pick-by-Vision unterstützen den Kommissionierer durch visuelle oder sprachliche Anweisungen und reduzieren Fehlerquellen. Automatisierte Systeme wie Förderbänder, Karussellregale oder robotergestützte Kommissionierungssysteme können die Effizienz weiter steigern, indem sie die Notwendigkeit für manuelle Eingriffe verringern. Die Integration dieser Technologien erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Investition.   

Durch die Kombination dieser Strategien können Unternehmen die Kommissionierzeiten optimieren, Kosten senken und die Kundenzufriedenheit erhöhen.

Fazit

Die Kommissionierzeit ist ein zentraler Leistungsindikator in der Lagerlogistik, der direkten Einfluss auf Kosten, Effizienz und Kundenzufriedenheit hat. Eine präzise Berechnung und kontinuierliche Analyse der einzelnen Teilzeiten – Basiszeit, Wegzeit, Greifzeit, Totzeit und Verteilzeit – ermöglichen es, Optimierungspotenziale zu identifizieren und gezielt Maßnahmen zur Prozessverbesserung zu ergreifen. Dabei spielen Faktoren wie die Art der Waren, das Lagerlayout und der Einsatz moderner Technologien eine entscheidende Rolle. Durch die Implementierung effizienter Kommissioniermethoden und den Einsatz von Automatisierung können Kommissionierzeiten signifikant reduziert werden, was zu einer Steigerung der Produktivität und einer Senkung der Betriebskosten führt.  

Für Unternehmen ist es daher unerlässlich, die Kommissionierprozesse regelmäßig zu analysieren und kontinuierlich zu verbessern. Nur durch eine fortlaufende Optimierung können langfristig wettbewerbsfähige und wirtschaftliche Lagerlogistikprozesse gewährleistet werden. Die Kombination aus fundierter Analyse, strategischer Planung und dem Einsatz moderner Technologien bildet die Grundlage für eine effiziente und zukunftsfähige Kommissionierung. 

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