Palettenregal-Vorschriften: Sicherheit, Planung und Betrieb im Lager
Die Sicherheit in Lagereinrichtungen ist von zentraler Bedeutung, insbesondere bei der Verwendung von Palettenregalen. Diese Regalsysteme sind nicht nur essenziell für die effiziente Lagerung und den Transport von Waren, sondern unterliegen auch strengen gesetzlichen und normativen Vorgaben, um Unfälle und Schäden zu vermeiden.
Bedeutung der Einhaltung von Vorschriften für Palettenregale
Die ordnungsgemäße Planung, Installation und Wartung von Palettenregalen schützt nicht nur die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, sondern auch das Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Verlusten. Unzureichend gesicherte oder falsch installierte Regalsysteme können zu schweren Unfällen führen, die vermeidbar wären. Daher ist es unerlässlich, alle relevanten Vorschriften und Normen zu kennen und umzusetzen.
Überblick über relevante Normen und Richtlinien
In Deutschland und Europa gibt es mehrere maßgebliche Normen und Richtlinien, die die Sicherheit von Palettenregalen regeln:
• DIN EN 15635: Diese europäische Norm legt Anforderungen an die Anwendung und Wartung von ortsfesten Regalsystemen aus Stahl fest. Sie fordert unter anderem regelmäßige Inspektionen durch befähigte Personen und dokumentierte Wartungsmaßnahmen.
• DGUV Regel 108-007: Diese berufsgenossenschaftliche Regel gibt spezifische Vorgaben für Lagereinrichtungen und -geräte, einschließlich Anforderungen an die Konstruktion, den Betrieb und die Prüfung von Palettenregalen.
• Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV): Diese Verordnung verpflichtet Arbeitgeber, Arbeitsmittel, zu denen auch Regalsysteme zählen, sicher bereitzustellen und regelmäßig durch befähigte Personen prüfen zu lassen.
Die Einhaltung dieser Normen und Vorschriften ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil eines verantwortungsvollen und sicheren Lagerbetriebs.
Sicherer Aufbau und Betrieb von Palettenregalen
Ein sicherer Aufbau und Betrieb von Palettenregalen ist entscheidend, um Unfälle zu vermeiden und die Effizienz im Lager zu gewährleisten. Die Einhaltung spezifischer Vorschriften und Normen ist dabei unerlässlich.
Auswahl einer stabilen Standfläche
Die Grundlage für die Sicherheit eines Palettenregals ist eine stabile und tragfähige Standfläche. Der Boden muss eben, tragfähig und frei von Rissen oder anderen Beschädigungen sein. Vor der Montage ist eine Prüfung des Untergrunds erforderlich, um sicherzustellen, dass er die vorgesehenen Lasten aufnehmen kann. Bei Bedarf sind spezielle Bodenanker oder Dübel gemäß den Herstellerangaben zu verwenden, um das Regal sicher zu verankern.
Einhaltung der richtigen Gangbreiten und Abstände
Die Dimensionierung der Gänge zwischen den Regalen ist entscheidend für die Sicherheit und den effizienten Betrieb. Die DGUV gibt vor, dass die Gangbreiten an die Abmessungen der eingesetzten Flurförderzeuge und die Einlagehöhe angepasst werden müssen. So sollte beispielsweise bei Verwendung von Gabelstaplern in einem Schmalgangregal eine Mindestgangbreite von 1.250 mm eingehalten werden, um eine sichere Manövrierfähigkeit zu gewährleisten.
Beachtung der Rahmen- und Durchfahrtshöhen
Die Höhe des Palettenregals muss so gewählt werden, dass sie den Anforderungen des Lagers und der eingesetzten Fördertechnik entspricht. Die Rahmenhöhe sollte mindestens 500 mm über der obersten Holmauflage liegen, um eine ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Für Durchgänge und Durchfahrten ist eine Regalhöhe von mindestens 2 m vorgeschrieben, um eine sichere Passage zu ermöglichen. Die Durchfahrtshöhe muss zudem an die Abmessungen der Flurförderzeuge angepasst werden, um Kollisionen zu vermeiden.
Die Einhaltung dieser Vorschriften trägt wesentlich dazu bei, die Sicherheit im Lagerbetrieb zu erhöhen und Schäden an Regalsystemen zu vermeiden. Es ist daher unerlässlich, bei Planung, Aufbau und Betrieb von Palettenregalen stets die geltenden Normen und Richtlinien zu berücksichtigen.
Traglasten und Kennzeichnung
Die korrekte Berechnung der zulässigen Traglasten pro Fach und Feld sowie deren eindeutige Kennzeichnung sind essenziell, um die Sicherheit und den ordnungsgemäßen Betrieb von Palettenregalen zu gewährleisten.
Berechnung der zulässigen Traglast pro Feld und Fachboden
Die zulässige Traglast eines Palettenregals wird maßgeblich durch die statische Bemessung gemäß der DIN EN 15512 „Ortsfeste Regalsysteme aus Stahl – Verstellbare Palettenregale – Grundlagen der statischen Bemessung“ bestimmt. Diese Norm berücksichtigt Faktoren wie die Anzahl der Felder, die Fachhöhe, die Art der Lastverteilung und die verwendeten Materialien.
Die Fachlast bezeichnet die maximale Last, die in einem einzelnen Fach (also zwischen zwei Traversen) sicher gelagert werden kann. Die Feldlast ist die Summe der Fachlasten innerhalb eines Regalfeldes, wobei ein Feld mehrere Fächer umfassen kann.
Sichtbare Kennzeichnung der Traglasten an den Regalen
Gemäß der DGUV Information 208-061 „Lagereinrichtungen und Ladungsträger“ müssen an ortsfesten Regalen mit einer Fachlast von mehr als 200 kg oder einer Feldlast von mehr als 1.000 kg folgende Angaben deutlich erkennbar und dauerhaft angebracht sein:
• Hersteller oder Einführer
• Typbezeichnung
• Baujahr oder Kommissionsnummer
• Zulässige Fach- und Feldlasten
• Gegebenenfalls elektrische Kenndaten
Diese Informationen sollten auf einem gut sichtbaren Schild am Regal angebracht werden, um eine schnelle Identifikation und Kontrolle zu ermöglichen. Für Regale mit geringeren Lasten oder bei Handbetrieb kann auf diese Kennzeichnung verzichtet werden, es sei denn, es bestehen spezifische Anforderungen des Herstellers oder der Betriebsanleitung.
Die korrekte Berechnung und Kennzeichnung der Traglasten sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern tragen auch erheblich zur Sicherheit im Lagerbetrieb bei. Sie ermöglichen eine sachgerechte Nutzung der Regalsysteme und helfen, Überlastungen und damit verbundene Gefahren zu vermeiden.
Schutzmaßnahmen im Lager
Der Schutz von Palettenregalen vor mechanischen Einwirkungen ist entscheidend für die Sicherheit im Lagerbetrieb. Durch gezielte Schutzmaßnahmen können Beschädigungen an Regalsystemen und damit verbundene Gefährdungen für Mitarbeiter und Material minimiert werden.
Anbringung von Anfahrschutz und Rammschutz
Um Palettenregale vor Kollisionen mit Flurförderzeugen zu schützen, ist die Installation von Anfahrschutzsystemen unerlässlich. Laut der DGUV Information 208-043 müssen ortsfeste Regale, die mit nicht leitliniengeführten Fördermitteln be- oder entladen werden, an ihren Eckbereichen durch einen ausreichend dimensionierten Anfahrschutz gesichert sein. Dieser muss mit dem Boden verankert sein und darf nicht mit den Regalstützen verbunden werden. Die Mindesthöhe des Anfahrschutzes beträgt 400 mm, wobei eine höhere Ausführung je nach Gefährdungspotenzial sinnvoll sein kann.
Für zusätzliche Sicherheit können Stützenschutzeinrichtungen an allen Regalstützen installiert werden. Diese können direkt mit den Stützen verbunden sein und bieten einen effektiven Schutz vor seitlichen Kollisionen.
Sicherstellung der Standsicherheit der Regale
Die Standsicherheit von Palettenregalen muss in jedem Betriebszustand gewährleistet sein. Neben der zulässigen Nutzlast sind auch die auftretenden Kräfte beim Ein- und Auslagern zu berücksichtigen. Ortsfeste Regale, die mit Fördermitteln be- oder entladen werden, müssen in besonderer Weise gesichert sein. Als standsicher gelten Regale, wenn die Höhe der obersten Ablage über der Standfläche höchstens das Fünffache des Radachsenabstandes beträgt.
Zur Vermeidung von Umkippen müssen Regale entsprechend ihrer Konstruktion und Nutzung dimensioniert und installiert werden. Bei verfahrbaren Regalen ist darauf zu achten, dass die Standsicherheit auch bei ungünstiger Lastverteilung und während der Bewegung des Regalsystems gewährleistet ist.
Durch die konsequente Umsetzung dieser Schutzmaßnahmen wird nicht nur die Sicherheit im Lager erhöht, sondern auch die Lebensdauer der Regalsysteme verlängert und Ausfallzeiten durch Reparaturen minimiert.
Regelmäßige Prüfungen und Wartung
Die regelmäßige Prüfung und Wartung von Palettenregalen sind unerlässlich, um die Sicherheit im Lagerbetrieb zu gewährleisten und gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.
Notwendigkeit regelmäßiger Regalprüfungen gemäß DIN EN 15635
Gemäß der DIN EN 15635 „Ortsfeste Regalsysteme aus Stahl – Anwendung und Wartung von Lagereinrichtungen“ sind Betreiber von Regalsystemen verpflichtet, regelmäßige Prüfungen durchzuführen. Diese umfassen eine wöchentliche Sichtprüfung sowie eine jährliche Experteninspektion.
• Wöchentliche Sichtprüfung: Diese sollte durch geschultes Personal erfolgen und dient der frühzeitigen Erkennung von offensichtlichen Schäden oder Abnutzungserscheinungen.
• Jährliche Experteninspektion: Mindestens einmal jährlich muss eine eingehende Prüfung durch eine befähigte Person erfolgen. Diese Inspektion ist umfassender und berücksichtigt auch sicherheitsrelevante Aspekte wie die Statik und die Einhaltung der zulässigen Belastungen.
Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) ergänzt diese Anforderungen und fordert vom Arbeitgeber, Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Auswahl und Schulung befähigter Personen für die Prüfungen
Für die Durchführung der jährlichen Experteninspektion ist eine „befähigte Person“ erforderlich. Diese muss über spezifische Fachkenntnisse verfügen, die durch entsprechende Schulungen erworben werden können.
Durch die regelmäßige Durchführung der vorgeschriebenen Prüfungenwird nicht nur die Sicherheit im Lager erhöht, sondern auch die Lebensdauer der Regalsysteme verlängert und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sichergestellt.
Fazit
Die Sicherheit von Palettenregalen ist ein zentraler Bestandteil des Arbeitsschutzes in Lagerbetrieben. Durch die konsequente Umsetzung der in diesem Artikel erläuterten Maßnahmen – von der Auswahl einer stabilen Standfläche über die Beachtung der richtigen Gangbreiten bis hin zur regelmäßigen Prüfung der Traglasten – kann das Risiko von Unfällen und Sachschäden erheblich reduziert werden. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der regelmäßigen Regalinspektionen gemäß DIN EN 15635, die nicht nur gesetzlich vorgeschrieben sind, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Regalsysteme leisten.
Die Verantwortung für die Sicherheit im Lager liegt dabei in erster Linie bei der Betriebsleitung. Sie ist verpflichtet, Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen und entsprechende Schutzmaßnahmen umzusetzen. Eine lückenlose Dokumentation und regelmäßige Schulungen sind dabei unerlässlich, um eine nachhaltige Sicherheitskultur im Unternehmen zu etablieren.
Indem die Betriebsleitung diese Verantwortung ernst nimmt und aktiv handelt, trägt sie nicht nur zur Sicherheit der Mitarbeiter bei, sondern auch zur Effizienz und Rentabilität des gesamten Betriebs.