Lasthebemagnete – schonend und sicher heben
Im industriellen Alltag stellt der Transport ferromagnetischer Produkte – etwa empfindlicher Bleche, Stahlkomponenten oder Bauteile ohne Griffe – eine besondere Herausforderung dar: Die Verwendung von Greifern, Ketten oder Zangen kann zu Kratzern, Verformungen oder Beschädigungen führen. Gleichzeitig sind diese Werkstücke oft schwer zugänglich oder unhandlich, was die Handhabung erschwert. Der sichere und schonende Umgang mit solchen Materialien erfordert daher ideale Lastaufnahmesysteme, die präzise, stabil und materialschonend arbeiten.
Als elegante Lösung bewähren sich Lasthebemagnete: Diese magnetischen Hebevorrichtungen ermöglichen ein sicheres Anheben und Verschieben ferromagnetischer Güter – ganz ohne direkte mechanische Greifung. Besonders Permanent-Lasthebemagnete, die über einen Hebelmechanismus aktiviert werden, bieten hohe Tragkraft bei minimalem Bedienaufwand und ohne externe Stromversorgung. Dadurch lassen sie sich besonders schnell einsetzen und reduzieren sowohl Durchlaufzeiten als auch das Risiko von Oberflächenschäden.
Funktionsweise von Lasthebemagneten
Aufbau: Permanent- vs. Elektro‑/Elektropermanent‑Hebemagnete
• Permanent-Lasthebemagnete enthalten starke Neodym‑Magnete (NdFeB), die mechanisch verschaltet werden. In der OFF‑Stellung sind die inneren Magnete so ausgerichtet, dass das Magnetfeld intern geschlossenen Kreisläufen folgt. Sobald der Hebel auf „MAG“ gestellt wird, wird der Magnetfluss auf die Haftfläche geleitet und das ferromagnetische Werkstück wird festgehalten.
• Elektropermanentmagnete kombinieren Permanentmagneten mit einer elektrischen Schaltspule. Ein kurzer Stromimpuls ändert die Polarität oder schaltet das Magnetfeld, führt aber während des Hebens keinen Strom – das Werkstück bleibt dauerhaft magnetisch gesichert.
Aktivierung über Hebel: „MAG“‑ und „DEMAG“‑Phasen inkl. Sicherheitsarretierung
• Bei Permanent‑Magnet‑Hebemagneten wird der Handhebel je nach Position auf „MAG“ (aktivieren) oder „DEMAG“ (deaktivieren) umgelegt. In der MAG‑Stellung verriegelt der Hebel mechanisch, damit sich die Magnetkraft nicht versehentlich löst – etwa durch Erschütterung.
• Bei Elektropermanentmagneten erfolgt das Umschalten über einen Drucktaster oder automatische Aufsetzautomatik. Auch hier sind Sicherheitsfunktionen integriert, etwa ADPREM‑Funktionen zur Verhinderung zufälliger Entmagnetisierung in der Luft.
Kein Stromverlust während Transport
• Bei Permanenthebemagneten fließt während des Hebens kein Strom, da die Magnetkraft rein mechanisch von den Dauermagneten gehalten wird.
• Auch bei Elektropermanent‑Modellen wird nach dem Umschaltimpuls kein Strom mehr benötigt – das Magnetfeld hält die Last sicher, selbst bei Stromausfall oder wenn die Batterie leer ist.
Kurzfassung: Permanent-Lasthebemagnete funktionieren mechanisch, sind stromunabhängig und besonders robust. Elektropermanentmagnete vereinen diese Vorteile mit der Möglichkeit der Fernsteuerung und kurzer Schaltzeiten, bei gleichzeitig hoher Sicherheit. Beide Varianten gewährleisten: kein Strom während des Transports, sichere Verriegelung und maximale Haftwirkung.
Vorteile im Überblick
Verschleißfrei & wartungsarm
Permanent‑Lasthebemagnete nutzen leistungsstarke Neodym-Magnete, deren Magnetkraft über viele Jahre nahezu konstant bleibt – sie verschleißen kaum. Die mechanischen Komponenten brauchen nur selten Wartung, was Ausfallzeiten minimiert.
Flexibel & kompakt bei hoher Hebekraft
Trotz ihrer kompakten Bauweise können Lasthebemagnete beeindruckende Tragkräfte erreichen – von wenigen Hundert Kilogramm bis hin zu vielen Tonnen. Sie sind leicht zu handhaben, auch in engen Arbeitsumgebungen, und oft mit drehbaren Wirbeln ausgestattet, die maximale Flexibilität beim Positionieren bieten.
Schonend für Oberflächen
Da der Magnet das Werkstück allein durch Haftkraft anhebt, entstehen keine Kratzer oder Druckstellen, wie sie bei mechanischen Greifern, Ketten oder Zangen auftreten können. Ideal für empfindliche Oberflächen wie beschichtete Bleche oder glatte Stahlplatten.
Zuverlässige Haftkraft bei Zimmertemperatur
Permanentmagnete erzielen ihre hohe Haftkraft optimal bei Umgebungstemperatur. Bei ungünstigen Bedingungen – z. B. verschmutzte, rauhe oder stark verrostete Oberflächen, dünnes Material oder hohe Umgebungstemperaturen – kann die Magnetwirkung eingeschränkt sein. Spezielle Modelle sind jedoch für dünnes Material (< 5 mm) optimiert und erreichen auch dort stabile Hebekraft.
Einsatzbedingungen & technischer Anspruch
Mindestmaterialdicke für optimale Magnetwirkung
Für eine sichere Hebung muss das magnetische Feld vollständig in das zu hebende Material eindringen können. Wenn das Werkstück zu dünn ist, wird ein großer Teil des magnetischen Flusses nicht integriert – die Tragfähigkeit sinkt drastisch. Bei Blechen unter circa 5 mm Dicke ist die Wirkung deutlich eingeschränkt, da das Material das Magnetfeld nicht ausreichend leitet.
Glücklicherweise gibt es spezialisierte Lasthebemagnettypen mit hoher Felddichte und kleiner Polanordnung, die auch bei < 5 mm noch sichere Hebevorgänge ermöglichen.
Ausrichtung & Luftspalt: maximale Haftkraft nur bei direkter Kontakt
Die volle Tragkraft entfaltet sich nur, wenn Magnet und Werkstück senkrecht zueinander stehen und die Kontaktfläche plan und sauber ist. Jeder Luftspalt – etwa durch Rundungen, Kratzer, Farbe, Öl oder Rost – schwächt das Magnetfeld entscheidend und reduziert die Haftwirkung.
Hebevorgänge mit schräger Kraftrichtung (z. B. vertikal vs. rein axial) oder unebenen Oberflächen sollten vermieden werden, da die effektive Belastbarkeit lokal stark abfallen kann.
Temperatureinflüsse: optimal bei Raumtemperatur
Permanentmagnete – insbesondere Neodym‑Magnete (NdFeB) – erreichen ihre maximale Haftkraft bei Zimmertemperatur (~20 °C). Bei höheren Temperaturen von 60–80 °C nimmt die magnetische Remanenz ab – zwar zunächst reversibel, aber bei häufiger oder längerer Hitzeentwicklung kann auch eine dauerhafte Schwächung eintreten. Die irreversible Entmagnetisierung beginnt bei Standard‑Neodym ab etwa 80 °C, vor Erreichen der Curie‑Temperatur (~300–300 °C).
Elektropermanent-Modelle mit NdFeB oder AlNiCo-Magneten profitieren von der stabilen Haftung nach Umschaltimpuls, aber auch sie sind temperatursensitiv. AlNiCo-Magnete bieten eine höhere thermische Stabilität und können Temperaturen bis >200 °C, in seltenen Fällen sogar bis 350 °C, tolerieren – entsprechende Modellvarianten sind für Hochtemperaturanwendungen verfügbar.
• Für sicheres Heben ferromagnetischer Werkstücke sollte mindestens eine Materialdicke von 5 mm gegeben sein – bei dünnerem Material empfiehlt es sich, spezielle Modelle zu nutzen.
• Luftspaltvermeidung und senkrechte Ausrichtung gewährleisten die angegebene Tragfähigkeit.
• Bei Arbeiten in heißen Umgebungen unbedingt temperaturstabile Magnetwerkstoffe wählen, um dauerhafte Leistungseinbußen zu vermeiden.
Anwendungsbereiche
Lasthebemagnete sind extrem vielseitig und besonders geeignet für den effizienten und sicheren Transport ferromagnetischer Werkstücke in unterschiedlichen Industriezweigen:
Stahlbau, Metallhandel und Maschinenbau:
Ob beim Heben von Stahlplatten, Trägern oder Profilen – Lasthebemagnete ermöglichen ein reibungsloses Handling ohne mechanische Anschlagmittel. Sie reduzieren den Zeitaufwand für das Be- und Entladen von Maschinen oder Werkstücken im Materiallager erheblich.
Schiffs- und Fahrzeugbau:
In Werften und Fahrzeugproduktion herrschen häufig beengte Platzverhältnisse. Lasthebemagnete lassen sich gezielt einsetzen – etwa beim Handling von Stahlplatten.
Materiallager, Recycling & Schrottplätze:
Gerade in der Lagerlogistik oder beim Verpacken und Sortieren von Schrott ist der Einsatz magnetischer Hebesysteme ein Effizienztreiber. Sie ermöglichen das schnelle Aufnehmen, Sortieren und Bewegen von ferromagnetischem Material. So wird die Logistik deutlich vereinfacht.
Handling von Rohrmaterial und Blechen ohne Anschlagmittel:
Für Werkstücke ohne Griffe – etwa Rohre oder sehr dünne Bleche – sind Magazinhebemagnete oft die einzige Lösung. Spezielle Ausführungen erlauben sicheren Kontakt auch an runden oder flachen Oberflächen, ohne diese zu beschädigen. Modelle wie speziell für dünne Bleche ausgelegte Magneten ermöglichen dabei Hebekapazitäten im Bereich von mehreren hundert Kilogramm.
Diese vielseitigen Einsatzgebiete zeigen: Lasthebemagnete sind nicht nur in standardisierten Produktionsprozessen, sondern auch in speziellen Hebesituationen unverzichtbar – besonders, wenn hohe Sicherheit, Materialschonung und Effizienz gefragt sind.
Auswahlkriterien & Tipps
Wenn Sie den passenden Lasthebemagneten auswählen möchten, sollten Sie einige technische Anforderungen und Sicherheitsmerkmale sorgfältig prüfen:
Tragfähigkeitsbereiche – passend zum Einsatz
Lasthebemagnete decken ein breites Spektrum ab – von kleinen Traglasten um 100 kg bis hin zu größeren Lasten von 1.500–3.000 kg, je nach Ausführung. Achten Sie auf die Angaben des Herstellers zur sicheren Arbeitslast (S.W.L.), idealerweise mit einem Sicherheitsfaktor von 3:1. Die tatsächliche Hebekapazität hängt wesentlich von Materialdicke, Oberfläche und Form ab (z. B. flach oder rund).
Materialanforderungen – Leitfähigkeit & Oberfläche beachten
Für optimale Haftkraft muss das Werkstück ferromagnetisch gut leitfähig sein – ideale Materialien sind Stahl oder Guss mit glatter, sauberer Oberfläche. Verunreinigungen wie Farbe, Rost oder Öl- und Luftspalte reduzieren die Magnetwirkung deutlich. Modelle mit variabel dichter Polanordnung sind besser geeignet für dünneres Material oder spezielle Formen wie U-Profile.
Sicherheitsmechanismen – Hebelarretierung & Sensortechnik
Ein sicherer Magnet sollte über mechanische Arretierung verfügen – typischerweise bei Permanent- oder Elektropermanentmodellen verhindert ein Hebel in “MAG”-Stellung, dass sich der Magnet ungewollt löst. Moderne Geräte besitzen zusätzliche Sensor- und Displayfunktionen: Der Sensor misst Magnetkraft, vergleicht sie automatisch mit dem Werkstückgewicht unter Berücksichtigung von Materialdicke und Oberfläche und warnt visuell oder akustisch bei möglichen Risiken. Dadurch entsteht deutlich mehr Sicherheit im Hebeprozess.
Empfehlungen & Praxistipps
• Lastbereich wählen: Wählen Sie ein Modell mit ausreichend Reserven – z. B. bei 2‑t‑Lasten lieber zum 3‑t‑Magnet greifen.
• Werkstück prüfen: Achten Sie auf Materialtyp, Dicke (> 5 mm für Standardmodelle), und gesäuberte Kontaktfläche.
• Modell mit Sensor oder Automatik bevorzugen: Bei Einsatz in dynamischen Prozessen oder unregelmäßigen Werkstücken erhöhen Sie die Sicherheit erheblich.
• Herstellerdaten nutzen: Herstellerangaben zur Polanordnung, Haftkraft in Abhängigkeit von Material und Struktur sollten stets berücksichtigt werden.
Mit dieser Bewertungshilfe können Sie gezielt passende Magnetsysteme auswählen und ihre Sicherheit sowie Effizienz im täglichen Betrieb maximieren.
Fazit & Empfehlung
Zusammenfassung der Vorteile
Lasthebemagnete bieten Ihnen eine überzeugende Kombination aus Materialschonung, Sicherheit und Effizienzsteigerung. Sie heben ferromagnetische Werkstücke ohne mechanische Greifmittel – das schützt Oberflächen und minimiert Schäden. Ihre nahezu verschleißfreie Technologie reduziert Wartungsbedarf, während schnelle Hebevorgänge den Materialfluss fördern.
Empfehlung zur Auswahl
Wählen Sie ein geeignetes Modell stets passend zu Ihren Anforderungen – dabei sind Tragfähigkeit, Materialform, Oberfläche und Einsatzbedingungen entscheidend. Achten Sie auf technische Daten wie Materialdicke, Haftkraft und Sicherheitsmechanismen. Bei komplexen Anforderungen profitieren Sie von der Beratung durch Fachbetriebe wie der Roland Müller GmbH. Geräte mit Sensoranzeige bieten zusätzlichen Schutz und Sicherheit bei ungewöhnlichen Werkstückformaten.
