Motorenvielfalt bei Linde: Vom Güldner über Deutz, Renault, VW, Doosan und Perkins bis zum Cummins-Diesel
Linde Material Handling hat sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg zu einem der weltweit führenden Hersteller von Flurförderzeugen entwickelt. Seit der Präsentation des ersten hydrostatisch angetriebenen Staplers – dem „Hubtrac“ – 1959 schreibt Linde Innovation im Staplerbau groß und prägt bis heute mit Pioniergeist und technischer Exzellenz.
Hinweis auf die Relevanz starker Motoren für Linde‑Stapler
Zentrale Säule der Linde-Stapler ist der hydrostatische Antrieb – eine Kombination aus kraftvollen Motoren und effizientem Hydrauliksystem, die maximale Leistung, Präzision und Betriebssicherheit bietet. Ob Diesel oder Treibgas – leistungsstarke Aggregate sind das Herzstück jeder Linde-Maschine und gewährleisten höchste Produktivität auch unter anspruchsvollen Bedingungen.
Historischer Hintergrund
Ursprung bei der Güldner‑Motoren‑Gesellschaft (1904)
Im Februar 1904 gründeten der Motorenbauer Hugo Güldner, Ingenieur Carl von Linde und Industriepionier Georg von Krauss in München die „Güldner-Motoren-Gesellschaft GmbH“. Bereits 1906 wurde der Firmensitz nach Aschaffenburg verlegt, um die Vorteile der Main‑Wasserwege zu nutzen.
Übernahme 1929 – Entwicklung bis zur Fokussierung auf Gabelstapler ab Ende der 1960er
1929 übernahm Linde’s Eismaschinen AG – eine Vorgängerfirma der heutigen Linde AG, an deren Gründung Carl von Linde beteiligt war – alle Anteile an der Güldner-Motoren-Gesellschaft. Danach erfolgte eine allmähliche Umstrukturierung des Unternehmens mit dem Schwerpunkt auf Motoren und später Traktoren.
In den 1950er Jahren wurde mit der Entwicklung des hydrostatischen Antriebs ein entscheidender Innovationstreiber geschaffen – 1955 kam der Hydrocar, 1959 folgte der erste Gabelstapler mit Hydrostatik, bekannt als Hubtrac. 1969 wurde die Traktorenproduktion endgültig eingestellt und Güldner/Linde richtete den Fokus vollständig auf die Herstellung und Weiterentwicklung von Gabelstaplern und Flurfördertechnik.
Güldner‑Motoren in Linde‑Staplern
Eigenbau‑Diesel‑ und Gasmotoren mit Luft‑ & Wasserkühlung
Die Güldner-Werke setzten früh auf Eigenproduktion: Thermisch effektive und robuste Diesel- sowie Gasmotoren waren ihr Markenzeichen. Im unmittelbaren Nachkriegszeitraum dominierten kompakte Luftkühlungslösungen mit zwei Zylindern, ab etwa 1960 wurden komplexere 6‑Zylinder-Reihenaggregate der Baureihen L71 und L79 eingeführt. Modelle wie der G30 S besaßen luftgekühlte Dreizylinder-Motoren – bei Bedarf wurden auch wassergekühlte Varianten angeboten.
Einsatz in frühen Hydrocar‑Transportern und ersten Staplern (~1958/59)
Schon 1955 führte Güldner den hydrostatischen Antrieb ein – eine Technologie, die die Branche revolutionierte. Ab 1956 wurden Transportwagen mit dem Hydrocar und 1959 der erste hydrodynamisch angetriebene Gabelstapler Hubtrac vorgestellt. Diese Modelle basierten auf bewährten Güldner-Motoren in Kombination mit eigenentwickelter Hydrostatik – ein entscheidender Schritt, der Linde zum Flurfördertechnik-Pionier machte.
Deutz‑Motoren (Luft- & Wasserkühlung; Diesel & Treibgas)
DEUTZ‑Aggregate (z. B. F2L‑Serie) im Einsatz – seit Jahrzehnten
Bereits in den frühen 1970er Jahren begann Linde, DEUTZ-Motoren verschiedener Baureihen (F‑Serie) in Gabelstapler einzusetzen.
Klassiker wie der Linde H15 D (Baujahr ca. 1974) verwendeten den 2‑Zylinder-DEUTZ F2L912, luftgekühlt, Dieselbetrieb – topmoderner Antrieb für die kleine Staplerklasse . Auch schwerere Stapler wie die Baureihe H50D nutzten in den 2000er Jahren wassergekühlte 6‑Zylinder-DEUTZ-Aggregate.
Partnerschaft mit Deutz seit 2015 – moderne 2,2 l Diesel‑ & LPG‑Motoren nach EU Stage V
Im Oktober 2015 kündigten DEUTZ und die KION Group – zu der auch die Marke Linde gehört – einen langfristig ausgelegten Liefervertrag an. Dieser sah vor, dass künftig nicht nur Großgeräte, sondern auch Volumenmodelle von Linde Staplern mit dem neu entwickelten 2,2 Liter-DEUTZ-Motor ausgestattet werden – sowohl in Diesel- als auch in LPG-Varianten – passend zur EU-Emissionsnorm Stage V (Euro 5), die seit 2019 gilt. Damit erweiterte Linde bereits ab 2015 sein Motorportfolio mit umweltgerechter, kompakter und leistungsstarker DEUTZ-Technik.
Fazit – Kontinuität und Fortschritt
• Seit Ende der 1960er/Anfang 1970er Jahre setzt Linde regelmäßig auf DEUTZ-Motoren in verschiedenen Leistungsklassen – von luftgekühlten 2‑Zylinder-Aggregaten bis zu wassergekühlten Reihenmotoren.
• Der Meilenstein 2015 brachte mit dem neuen 2,2 l Diesel- und LPG-Motor nach EU Stage V einen modernen, emissionsoptimierten Antrieb für zahlreiche Staplermodelle.
• So verknüpft Linde Tradition und Innovation: Jahrzehnte bewährte DEUTZ-Technik plus zukunftsfähige, saubere Motoren für aktuelle Flurförderzeuge.
Renault‑Motoren in Linde-Staplern
Einsatz von Renault LPG‑Motoren (Treibgas)
Linde nutzt seit mehreren Jahrzehnten Fremdmarkenmotoren, darunter auch LPG-Aggregate von Renault. Diese werden insbesondere in bewährten Volumenmodellen verbaut – z. B. die „H“‑Baureihen H16T, H18T, H20T, H25T und H30T, die als Treibgas‑Version (T für „Treibgas“) erhältlich sind.
Modellbeispiele & Zeitrahmen
• Linde H16T (1,6 t Treibgas-Stapler): Seit den frühen 2000er Jahren fester Bestandteil des Produktsortiments, mit kontinuierlichen Weiterentwicklungen.
• H30T & H35T (3–3,5 t Treibgas-Stapler): Auch diese robusten Modelle ab etwa 2010 wurden werkseitig mit Renault-LPG-Motoren ausgestattet und sind sowohl auf dem Neugeräte‑ als auch auf dem Gebrauchtmarkt häufig anzutreffen.
Warum Renault‑Motoren?
Renault‑LPG-Motoren zeichnen sich durch solide Leistung und einfache Wartung aus. Sie entsprechen den Euro‑Normen und fügen sich nahtlos in Linde’s hydrostatische Antriebskonzepte ein – hydraulischer Teil von Linde, Gasmotor von Renault, verbindet Zuverlässigkeit mit hoher Alltagsnutzung.
• Seit den 2000er Jahren verbaut Linde Renault‑LPG‑Motoren in seinen Treibgas‑Staplern.
• Aktuelle Modellreihen (z. B. H16T‑02, H30T‑02, H35T‑02) nutzen diese Motoren, was die langjährige Partnerschaft und Motorwahl belegt.
VW‑Motoren in Linde‑Staplern
Einsatz von VW-Industrie-Diesel- und Treibgas-Motoren
Volkswagen bietet speziell für industrielle Anwendungen angepasste Motoren („Industrial Motor“), die in Linde‑Staplern als Originalaggregate verbaut oder als Ersatzteil Verwendung finden. Diese Motoren sind für hohe Laufleistungen und Dauerbetrieb ausgelegt – sie basieren auf bewährten 1,9 l und 2,0 l TDI‑/SDI‑Plattformen.
Seit wann VW‑Motoren bei Linde?
• 1990er bis frühe 2000er: Erste VW-Industriemotoren fanden ihren Weg in Linde H‑Serie Gabelstapler – in Modellen wie H16D (Bj. 1994–1999) wurden VW-Motoren (ursprünglich aus dem Golf) verbaut. Diese Aggregate gelten als äußerst robust.
• Seit 2010er: Moderne Linde-EVO‑Modelle (z. B. H18D EVO, H45T EVO) sind mit aktuellen VW‑Motoren ausgestattet – darunter ein 3,6 l Treibgas-Motor mit Katalysator und hydrostatischem Direktantrieb. Diesel‑Varianten nutzen weiterhin VW‑Dieselaggregate in verschiedenen Leistungsklassen.
Warum VW‑Motoren bei Linde?
• Hohe Zuverlässigkeit: Die VW‑Industriemotoren wurden für schwere Einsätze und hohe Laufzeiten entwickelt – ideal für Stapler.
• Serienbewährte Technik: Motoren wie 1,9 l/2,0 l TDI/SDI sind weltweit verbreitet, mit gutem Ersatzteilnetz.
• Flexible Antriebsoptionen: VW deckt Diesel und LPG‑Aggregate ab – etwa den 3,6 l Treibgas-Motor mit Katalysator.
Durch den Einsatz von VW-Motoren – von traditionellen TDI/SDI-Modellen bis hin zu aktuellen Treibgas-Aggregaten – ergänzt Linde sein Mobilitätsportfolio mit zuverlässiger und praxiserprobter Technik.
Perkins-Motoren in Linde Gabelstaplern
Perkins Engines, ein britischer Hersteller von Diesel- und Gasmotoren, ist bekannt für seine zuverlässigen und leistungsstarken Antriebe. In den letzten Jahrzehnten wurden Perkins-Motoren in verschiedenen Linde Gabelstaplern eingesetzt, insbesondere in den Modellreihen H25D, H30D, H35D und H40D.
Beispielsweise wurde der Linde H35D-03 aus dem Jahr 2001 mit einem Perkins Diesel N4.401 Motor ausgestattet. Auch der Linde H45D-04-600 von 2004 verfügte über einen Perkins 1959/2100 Motor. Diese Motoren zeichnen sich durch ihre Robustheit und Effizienz aus, was sie ideal für den Einsatz in mittleren bis schweren Gabelstaplern macht.
Die Entscheidung, Perkins-Motoren in Linde-Staplern zu integrieren, basiert auf der langjährigen Erfahrung und dem Vertrauen in die Qualität der Perkins-Produkte. Durch die Verwendung dieser Motoren konnte Linde die Leistungsanforderungen seiner Kunden erfüllen und gleichzeitig die Betriebskosten optimieren.
10. Doosan-Motoren in Linde Gabelstaplern
Doosan Infracore ist ein südkoreanischer Hersteller von Motoren und Baumaschinen, der für seine leistungsstarken und effizienten Motoren bekannt ist. In den letzten Jahren hat Doosan seine Motoren erfolgreich in verschiedenen Linde Gabelstaplern integriert.
Einsatz in Linde Gabelstaplern
Linde Material Handling setzt Doosan-Motoren in verschiedenen Gabelstapler-Modellen ein, insbesondere in den Modellreihen H50D-02 und H50D-03. Diese Modelle sind mit Doosan-Dieselmotoren ausgestattet, die für ihre hohe Leistung und Effizienz bekannt sind.
Ein Beispiel ist der Linde H50D-02, der mit einem Doosan DM02VB-Motor ausgestattet ist. Dieser Motor bietet eine Leistung von 55 kW (74,78 PS) und erfüllt die Anforderungen der EU-Abgasnorm Stage V. Der H50D-02 ist für seine Robustheit und Vielseitigkeit bekannt und wird in verschiedenen Branchen eingesetzt.
Vorteile der Doosan-Motoren
Die Doosan-Motoren zeichnen sich durch ihre hohe Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit aus. Sie bieten eine lange Lebensdauer und niedrige Betriebskosten, was sie zu einer attraktiven Wahl für den Einsatz in Gabelstaplern macht. Darüber hinaus erfüllen sie die neuesten Abgasnormen, was sie umweltfreundlich und zukunftssicher macht.
Durch die Integration von Doosan-Motoren in seine Gabelstapler kann Linde Material Handling seinen Kunden leistungsstarke und effiziente Maschinen bieten, die den Anforderungen der modernen Logistik gerecht werden.
Cummins‑Dieselmotoren
Linde setzt seit vielen Jahren auf leistungsstarke Dieselaggregate von Cummins – insbesondere die QSB- (4-, 6,7‑l) und QSM‑Serien (11 l) – und verbaut diese in schweren Gabelstaplern und Geländestaplern.
Einsatzhistorie & Baureihen:
• Ab ca. 2008–2015: Erste Integration von QSB 6.7‑T3 Motoren in schweren Staplern wie C90/5, C90/6, C90/7.
• QSB 5.9‑T2 und QSB 6.7‑T3 kamen in H‑Baureihen mit bis zu 16 t Hubkraft zum Einsatz (Baureihen H100–H180).
• Cummins QSM11 (10,8 l „T3“) Triebwerke finden sich in besonders großen Staplern wie C360/400, H420/460 – schwere Geräte mit hoher Leistung .
Technische Spezifikationen:
• QSB 6.7‑T3: 6‑Zylinder Reihendiesel, 6,7 l Hubraum, elektronisch gesteuert, Common‑Rail‑Einspritzung. Entwickelt für 133–205 kW (180–275 PS) und 622–990 Nm Drehmoment – passend für harte Stapleranwendungen.
• QSM11: 6‑Zylinder, 10,8 l, 290–400 PS (210–298 kW), Drehmoment bis 1 898 Nm – ideal für extrem schwere und geländetaugliche Linde‑Maschinen .
Warum Cummins?
• Hohe Leistung: Große Hubräume und hohe PS-Zahlen erschließen ein breites Leistungsspektrum.
• Robustheit: Speziell für Dauerbetrieb und baustellennahe Nutzung entwickelt.
• Emissionsstufen: Erhältlich als Tier‑2/Tier‑3 (T2/T3) Motoren – passend zu Staplernormen – wie sie in Linde-Modellen eingesetzt werden.
Zusammenfassung
• Cummins‑Motoren gehören zum Standard in den schweren Linde‑Staplern ab 8 t Hubkraft, vor allem in der C‑ und H‑Baureihe.
• Die QSB 6.7‑T3 deckt schwere Stapler bis ca. 16 t ab, während der QSM11 Aggregattyp für besonders kräftige Einsätze (über 20 t) verwendet wird.
• Mit bis zu 400 PS und hohem Drehmoment sorgen Cummins‑Motoren für maximale Leistung in anspruchsvollen Umgebungen.
Vergleich der Motoren – Leistung & Einsatzgebiete
Linde Material Handling setzt in seinen Gabelstaplern auf eine Vielzahl von Motorenherstellern, um unterschiedlichen Leistungsanforderungen gerecht zu werden. Im Folgenden ein Überblick über die eingesetzten Motorenhersteller und deren spezifische Merkmale:
• Güldner-Motoren: In den frühen Linde-Staplern der 1950er und 1960er Jahre wurden Güldner-Motoren verbaut. Diese robusten, luft- und wassergekühlten Diesel- und Gasmotoren bildeten die Grundlage für Linde’s erste hydrostatische Antriebe.
• Deutz-Motoren: Seit 2015 verwendet Linde in seinen Volumenmodellen den modernen 2,2-Liter-Motor von Deutz, sowohl in Diesel- als auch in Flüssiggasversionen. Diese Motoren erfüllen die EU-Emissionsstufe V und zeichnen sich durch ihre Kompaktheit und Robustheit aus, was sie ideal für den Einsatz unter extremen Bedingungen macht.
• Perkins-Motoren: Perkins-Motoren werden in verschiedenen Linde-Staplern eingesetzt, darunter Modelle wie der H25D-03, H30D-03, H35D-03 und H40D-04. Diese Motoren sind bekannt für ihre Robustheit und die gute Verfügbarkeit von Ersatzteilen.
• Renault-Motoren: Renault-LPG-Motoren werden in verschiedenen Linde-Staplern eingesetzt, darunter Modelle wie der H15T. Diese Motoren bieten eine zuverlässige Leistung und sind für den Einsatz in mittleren Gewichtsklassen geeignet.
• VW-Motoren: VW-Motoren, sowohl in Diesel- als auch in Treibgasversionen, finden Anwendung in der H-Serie von Linde-Staplern. Ein Beispiel ist der 1,9-Liter SDI-Motor, der in Modellen wie dem H25D eingesetzt wurde. Diese Motoren bieten eine zuverlässige Leistung und sind für den Einsatz in mittleren Gewichtsklassen geeignet.
• Cummins-Motoren: Für schwere Linde-Stapler ab 8 t Hubkraft, wie die C- und H-Baureihen, setzt Linde auf leistungsstarke Cummins-Motoren der Serien QSB (4,5 l & 6,7 l) und QSM11 (10,8 l). Diese Motoren bieten eine hohe Leistung und ein hohes Drehmoment, was sie ideal für den Einsatz in anspruchsvollen Umgebungen macht.
• Doosan-Motoren: Seit 2023 liefert Doosan Infracore Diesel- und LPG-Motoren der G2-Serie an Linde.
Linde Material Handling setzt auf eine modulare Motorenstrategie, bei der Motoren verschiedener Hersteller in den Gabelstaplern zum Einsatz kommen. Diese Vielfalt ermöglicht maximale Flexibilität bei der Anpassung an unterschiedliche Leistungsanforderungen, Emissionsvorgaben und Einsatzbedingungen.
Durch den modularen Aufbau können je nach Anwendung die jeweils optimalen Motoren hinsichtlich Effizienz und Leistung integriert werden. Die Zusammenarbeit mit mehreren Motorenlieferanten sorgt zudem für eine hohe Verfügbarkeit und eine zuverlässige Versorgung – selbst bei Lieferengpässen.
So stellt Linde sicher, dass für jeden Einsatz der passende Antrieb bereitsteht – leistungsstark, effizient und zukunftssicher.