Not-Aus & Totmannschalter: Lebensretter im Gabelstaplerbetrieb

Not‑Aus‑ und Totmannschalter sind essenzielle Sicherheitsvorrichtungen, die bei Gabelstaplern Leben retten können. Der Not‑Aus‑Schalter ist so konzipiert, dass er im Gefahrenfall die Stromversorgung sofort unterbricht. Der Totmannschalter (Dead‑man‑Switch) sorgt dafür, dass sich ein Stapler nur bewegt, solange der Fahrer handlungsfähig ist – z. B. durch permanenten Pedal‑ oder Sitzdruck – und stoppt das Fahrzeug sofort, sobald diese Haltung verloren geht. Gemeinsam bilden diese Systeme eine doppelte Schutzbarriere: elektrischer Schutz und Schutz vor fahrerloser Bewegung.

Warum diese Systeme bei Gabelstaplern unverzichtbar sind

In der rauen Betriebsumgebung von Lagerhallen, Produktionsstätten und Ladezonen ist jede Sekunde entscheidend. Fahrer können aus gesundheitlichen oder unerwarteten Gründen handlungsunfähig werden – etwa durch plötzlichen Schwächeanfall oder Ablenkung. In solchen Fällen verhindert der Totmannschalter zuverlässig, dass der Stapler unkontrolliert weiterfährt, während der Not‑Aus eine sichere Abschaltung gewährleistet, falls eine unmittelbare Gefahr durch bewegliche Teile oder Stromfluss besteht. Durch den schnellen Zugriff auf diese Vorrichtungen lassen sich Unfälle, Kollisionen und schwere Verletzungen effektiv verhindern – weshalb sie bei jedem Gabelstapler zur Pflichtausstattung gehören.

Grundlagen

Was ist ein Not‑Aus‑Schalter?

Ein Not‑Aus‑Schalter ist eine fest installierte Sicherheitsvorrichtung an Gabelstaplern und anderen Maschinen. Er besteht meist aus einem großen roten Pilztaster mit gelbem Hintergrund und dient dazu, im Ernstfall sofort alle Stromkreise zu trennen – sogenannter Stopp der Kategorie 0 – damit das Fahrzeug schnell wird. Nach dem Betätigen rastet der Taster ein und lässt sich nur manuell – etwa durch Drehen, Ziehen oder mit einem Schlüssel – zurücksetzen. So wird verhindert, dass das Fahrzeug unbeabsichtigt oder ohne Prüfung wieder gestartet wird.

Was ist ein Totmannschalter (Dead‑man‑Switch)?

Der Totmannschalter überwacht, ob der Fahrer aktiv im Stapler sitzt und handlungsfähig ist. Er gibt eine Schalthandlung frei – wie die Motorsteuerung – solange der Fahrer beispielsweise ein Pedal gedrückt hält oder auf dem Sitz sitzt. Sobald diese Aktivität wegfällt – etwa bei Unwohlsein oder unbeabsichtigtem Verlassen des Fahrzeugs – greift der Totmannschalter und stoppt den Stapler umgehend.

Sicherung gegen Handlungsunfähigkeit des Fahrers

Der Totmannschalter schützt vor einer unkontrollierten Bewegung, wenn der Fahrer nicht mehr aktiv eingreift. Er erkennt fahrerlose Zustände und verhindert somit mögliche Unfälle durch unbemannte Fortbewegung.

Abgrenzung zum Not‑Aus

Der Not‑Aus‑Schalter dient der sofortigen Unterbrechung der Stromversorgung im Gefahrenfall.

Der Totmannschalter hingegen überwacht das Fahrverhalten und sorgt für einen automatischen Stopp, wenn der Fahrer nicht mehr aktiv ist.

Technische Funktionsweise

Totmannpedal oder Handschalter

Mechanische Variante: Klassisch wird ein Totmannschalter mittels Fußpedal oder Handschalter bedient. Der Fahrer muss das Pedal permanent gedrückt halten – nur dann kann der Stapler gesteuert werden.

Anforderungen:

Ständige manuelle Aktivierung – eine zweiteilige Sicherheitsabfrage.

Die mechanische Rückstellfeder sorgt dafür, dass selbst bei Bruch des Schalters das Pedal freigegeben wird und der Stapler stoppt.

Risiken:

Ausfall: Verschmutzung oder Defekte blockieren oder deaktivieren das Pedal, was zum unerwarteten Stillstand des Fahrzeugs führt.

Manipulation: Das Pedal kann abgeklebt, blockiert oder dauerhaft aktiviert gehalten werden – ein erheblicher Sicherheitsmangel.

Ergonomie: Feste Pedalposition führt zu körperlicher Belastung, einseitigem Druck und erhöhtes Risiko für RSI oder Muskelverspannungen.

Stolperfallen: Das Pedal ragt häufig über den Boden heraus und kann bei Bewegung im Stapler zur Unfallursache werden.

Moderne Totmannsysteme / Driver‑Presence‑Sensoren

Sensorbasierte Erkennung ohne Pedal:

Moderne Totmannsysteme erkennen mit Gewichtssensoren, ob ein Fahrer anwesend ist – ab ca. 20 kg Gewicht wird der Stapler aktiviert.

Kein fester Pedalpunkt mehr, daher deutlich verbesserte Bewegungsfreiheit beim Einsatz auf Kommissionierern.

Vorteile:

Ergonomie: Fahrer müssen nicht ständig ein Pedal drücken– reduziert Muskelverspannungen und Belastung.

Sicherheit: Keine Stolperfallen

Sicherheitsaspekte & Einsatzszenarien

Schutz bei Fahrerausfall

Der Totmannschalter sorgt dafür, dass ein Gabelstapler sofort stoppt, sobald der Fahrer nicht mehr präsent ist. Diese automatische Stilllegung verhindert unkontrollierte Bewegungen und reduziert signifikant das Risiko von Unfällen. Not-Aus-Schalter ergänzen dies, indem sie ermöglichen bei Gefährdungen die Stromzufuhr komplett trennen – ein unverzichtbarer zweiter Schutzmechanismus.

Ergonomische Belastung

Mechanische Totmannpedale müssen permanent gedrückt werden, was bei langen Schichten zu körperlichen Beschwerden führen kann. Fuß- und Beinbelastung, umschwenkender Druck und unausgewogene Körperhaltung sind häufige Ursachen für Muskelverspannungen und Repetitive- Strain-Injuries (RSI).

Manipulationsrisiko

Mechanische Totmannschalter wie Pedale oder Handschalter sind anfällig für Manipulation: Sie können abgeklebt, blockiert oder dauerhaft fixiert werden, wodurch die Sicherheitsfunktion aufgehoben wird. Selbst bei industriellen Maschinen fordert die Norm ISO 14119 Maßnahmen gegen das Umgehen von Schutzeinrichtungen.

Moderne Sensor-Systeme wie Fahrer-Präsenzsensoren (Driver Presence Sensor, DPS) erfassen variable Gewichtsmuster statt statischem Druck. Sie erkennen Manipulationsversuche, zum Beispiel wenn ein Objekt dauerhaft den Sensor aktiviert – und vermeiden dadurch die Anfälligkeit für Manipulationen.

Diese Punkte zeigen klar, wie kritisch die Auswahl und Umsetzung von Totmann- und Not-Aus-Systemen für Betriebssicherheit, Ergonomie und Unfallvermeidung ist.

Gesetzliche Anforderungen und Normen

Für den sicheren Einsatz von Gabelstaplern sind in Deutschland verbindliche Vorschriften zu beachten – insbesondere die DGUV Vorschrift 68 „Flurförderzeuge“.

• DGUV-Vorschriften zu Flurförderzeugen (§ 7 DGUV V 68)

§ 7 regelt, wer Gabelstapler bedienen darf: nur Personen ab 18 Jahren mit entsprechender Eignung, Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durch den Arbeitgeber dürfen mit fahrersitz- oder fahrerstandbasierten Flurförderzeugen arbeiten.

Anforderungen an Lokalisierung, Reaktionsverhalten und Ergonomie

Sicherheitsanlagen müssen leicht erreichbar, eindeutig gekennzeichnet und integraler Bestandteil der Betriebsanweisung sein (§ 5, Beschaffenheit & Betrieb).

Die Not-Aus-Schalter müssen nach Stopp‑Kategorie 0 funktionieren – also unverzüglich Stromkreise trennen; die Totmann-Schalter müssen zuverlässig reagieren, sobald der Fahrerhandlungsdruck nachlässt.

Fazit

Ausbildung und Beauftragung: Nur befähigte Personen über 18 dürfen Stapler führen (§ 7 DGUV V 68).

Regelmäßige Prüfungen: Mindestens jährlich sind Totmann- und Not-Aus-Systeme (und weitere sicherheitstechnische Einrichtungen) von Sachkundigen zu überprüfen (§ 37 DGUV V 68).

Technische Standards: Systeme müssen leicht erreichbar, ergonomisch, manipulationssicher und normkonform sein – zum Schutz von Fahrern und Umgebung.

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