Regalinspektion nach DIN EN 15635: Sicherheit und gesetzliche Pflichten für Ihr Lager

Die regelmäßige Regalinspektion ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines sicheren und effizienten Lagerbetriebs. Sie dient nicht nur dem Schutz von Mitarbeitern und Waren, sondern erfüllt auch gesetzliche Anforderungen, die Unternehmen vor rechtlichen und finanziellen Risiken bewahren. 

Bedeutung der Regalinspektion für die Sicherheit im Lagerbetrieb

In Lagern sind Regalsysteme täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Der Einsatz von Flurförderzeugen wie Gabelstaplern kann zu unbeabsichtigten Beschädigungen führen, die die Stabilität der Regale beeinträchtigen. Regelmäßige Inspektionen nach DIN EN 15635 ermöglichen es, solche Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben, bevor sie zu Unfällen führen. Dadurch wird nicht nur die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet, sondern auch die Unversehrtheit der gelagerten Waren sichergestellt.   

Konsequenzen bei Vernachlässigung der Inspektionspflichten

Die Missachtung der vorgeschriebenen Regalinspektionen kann schwerwiegende Folgen haben. Instabile oder beschädigte Regale erhöhen das Risiko von Unfällen, die zu Verletzungen von Mitarbeitern und Sachschäden führen können. Darüber hinaus drohen Unternehmen rechtliche Konsequenzen wie Bußgelder, Schadensersatzforderungen und der Verlust des Versicherungsschutzes. Die Verantwortung für die Durchführung der Inspektionen liegt beim Betreiber der Regalanlagen, der gemäß Arbeitsschutzgesetz und Betriebssicherheitsverordnung verpflichtet ist, für die Sicherheit im Lager zu sorgen.    

Eine konsequente Umsetzung der Regalinspektionen ist somit nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Betriebssicherheit und den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.

Gesetzliche Grundlagen der Regalinspektion

Die regelmäßige Inspektion von Regalsystemen ist nicht nur eine Sicherheitsmaßnahme, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. Verschiedene Normen und Verordnungen legen fest, wie und in welchen Intervallen diese Inspektionen durchzuführen sind.

Relevante Vorschriften: DIN EN 15635, DGUV Information 208-061, Betriebssicherheitsverordnung (§10 BetrSichV)

DIN EN 15635: Diese europäische Norm definiert die Anforderungen an die Sicherheit und regelmäßige Prüfung von ortsfesten Regalsystemen aus Stahl in gewerblichen Bereichen. Sie legt fest, dass Regale mindestens einmal jährlich von einer befähigten Person inspiziert werden müssen. Zudem empfiehlt sie regelmäßige Sichtprüfungen durch geschultes Personal, um Schäden frühzeitig zu erkennen.   

DGUV Information 208-061: Herausgegeben von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, bietet diese Information konkrete Hinweise zur sicheren Planung, Nutzung und Prüfung von Lagereinrichtungen und Ladungsträgern. Sie ersetzt die frühere DGUV Regel 108-007 (ehemals BGR 234) und enthält detaillierte Anforderungen an die Beschaffenheit, den Betrieb und die Instandhaltung von Regalsystemen.   

Betriebssicherheitsverordnung (§10 BetrSichV): Diese Verordnung verpflichtet Arbeitgeber, Arbeitsmittel – dazu zählen auch Regalsysteme – regelmäßig auf ihren sicheren Zustand zu überprüfen. Gemäß §10 BetrSichV müssen Regale mindestens einmal jährlich von einer befähigten Person kontrolliert werden. Die Ergebnisse dieser Prüfungen sind zu dokumentieren.    

Verantwortlichkeiten des Arbeitgebers gemäß Arbeitsschutzgesetz

Nach §13 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) trägt der Arbeitgeber die Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit. Dies umfasst auch die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass Regalsysteme regelmäßig geprüft und instand gehalten werden. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um Arbeitsunfälle zu vermeiden.  

Die Nichteinhaltung dieser Vorschriften kann nicht nur zu Unfällen und Verletzungen führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen für das Unternehmen nach sich ziehen. Dazu zählen Bußgelder, Schadensersatzforderungen und der Verlust des Versicherungsschutzes.

Daher ist es unerlässlich, dass Arbeitgeber die gesetzlichen Anforderungen ernst nehmen und regelmäßige Regalinspektionen als integralen Bestandteil ihres Sicherheitsmanagements betrachten.

Arten und Intervalle der Regalprüfung

Die regelmäßige Prüfung von Regalsystemen ist essenziell für die Sicherheit im Lagerbetrieb und gesetzlich vorgeschrieben. Die DIN EN 15635 unterscheidet dabei zwischen zwei Hauptarten der Inspektion: der wöchentlichen Sichtkontrolle und der jährlichen Experteninspektion.

Wöchentliche Sichtkontrolle durch unterwiesenes Personal

Gemäß DIN EN 15635 sollten Regale in wöchentlichen Abständen oder entsprechend einer Risikoanalyse regelmäßig durch unterwiesenes Personal kontrolliert werden. Diese Sichtkontrollen dienen der frühzeitigen Erkennung offensichtlicher Schäden, wie beispielsweise: 

Verformungen oder Risse an Regalbauteilen

Beschädigungen durch Anfahrunfälle

Fehlende oder unleserliche Belastungsschilder

Unsachgemäße Lagerung oder Überlastung  

Die Ergebnisse der Sichtkontrollen sollten dokumentiert und aufbewahrt werden, um bei Bedarf nachweisen zu können, dass regelmäßige Prüfungen stattgefunden haben.  

Jährliche Experteninspektion durch befähigte Personen

Zusätzlich zu den regelmäßigen Sichtkontrollen ist mindestens einmal jährlich eine umfassende Inspektion durch eine befähigte Person erforderlich. Diese Experteninspektion beinhaltet:

Detaillierte Überprüfung aller Regalbauteile auf strukturelle Integrität

Bewertung der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und Herstellervorgaben

Erstellung eines ausführlichen Inspektionsberichts mit Empfehlungen zur Mängelbeseitigung  

Die befähigte Person muss über entsprechende Qualifikationen und Erfahrungen verfügen, um die Sicherheit der Regalsysteme fachgerecht beurteilen zu können.

Unterschiede zwischen Sichtkontrolle und Experteninspektion

Die Hauptunterschiede zwischen den beiden Inspektionsarten liegen in Umfang, Tiefe und Verantwortlichkeit:

Sichtkontrolle:

Wird regelmäßig (idealerweise wöchentlich) durchgeführt

Fokussiert auf offensichtliche Schäden und Unregelmäßigkeiten

Kann von geschultem Lagerpersonal durchgeführt werden

Dient der schnellen Identifikation von Gefahrenquellen 

Experteninspektion:

Findet mindestens einmal jährlich statt

Umfasst eine umfassende Analyse der gesamten Regalanlage

Erfordert eine befähigte Person mit spezifischer Fachkenntnis

Führt zu einem detaillierten Prüfbericht mit Handlungsempfehlungen 

Beide Inspektionsarten ergänzen sich und sind gemeinsam entscheidend für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Funktionalität von Regalsystemen im Lagerbetrieb.

Ablauf einer Regalinspektion

Eine ordnungsgemäße Regalinspektion gemäß DIN EN 15635 und der DGUV Information 208-061 ist entscheidend für die Sicherheit im Lagerbetrieb. Sie umfasst mehrere Schritte, die sicherstellen, dass Regalsysteme stabil, belastbar und frei von Schäden sind.

Visuelle Überprüfung der Regalkomponenten auf Beschädigungen

Die Inspektion beginnt mit einer gründlichen Sichtprüfung aller Regalkomponenten vom Boden aus. Dabei werden folgende Aspekte kontrolliert:

Ständer, Traversen und Diagonalstreben auf Verformungen, Risse oder andere sichtbare Schäden

Bodenbefestigungen, Rammschutzecken und Kippsicherungen auf korrekten Sitz und Unversehrtheit

Holme auf Aushebesicherungen und ordnungsgemäße Montage

Kennzeichnungen wie Belastungsschilder auf Lesbarkeit und Aktualität  

Diese visuelle Inspektion erfolgt in der Regel ohne den Einsatz von Steighilfen und kann während des laufenden Betriebs durchgeführt werden.  

Kontrolle der Einhaltung von Belastungsvorgaben und Herstellerrichtlinien

Ein zentraler Bestandteil der Inspektion ist die Überprüfung, ob die Regale entsprechend den Herstellervorgaben genutzt werden. Dabei wird kontrolliert:

Ob die tatsächliche Beladung die zulässigen Fach- und Feldlasten nicht überschreitet

Ob die Belastungsschilder korrekt angebracht, gut lesbar und aktuell sind

Ob die Montage der Regale gemäß den Spezifikationen des Herstellers erfolgt ist 

Diese Kontrolle stellt sicher, dass die Regalanlagen nicht überlastet sind und den Sicherheitsanforderungen entsprechen.

Dokumentation der Inspektionsergebnisse und Erstellung eines Maßnahmenplans

Nach Abschluss der Inspektion werden alle festgestellten Mängel und Beobachtungen in einem detaillierten Prüfprotokoll festgehalten. Dieses enthält: 

Beschreibungen der Mängel mit Angabe der genauen Position und Art des Schadens

Fotodokumentation zur visuellen Unterstützung der Befunde

Einstufung der Schäden nach Dringlichkeit (z. B. grün, orange, rot)

Empfehlungen für notwendige Reparaturen oder Austausch von Bauteilen 

Auf Basis dieser Dokumentation wird ein Maßnahmenplan erstellt, der die Schritte zur Behebung der festgestellten Mängel festlegt. Zudem wird eine Prüfplakette an den geprüften Regalen angebracht, die den nächsten Prüftermin ausweist.  

Durch die konsequente Durchführung dieser Inspektionsschritte wird die Sicherheit im Lagerbetrieb gewährleistet und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sichergestellt.

Häufige Mängel und deren Auswirkungen

Im Lagerbetrieb können verschiedene Mängel an Regalsystemen auftreten, die nicht nur die Betriebssicherheit gefährden, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können.

Typische Schäden an Regalsystemen

Regale sind täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Dabei können folgende Schäden auftreten: 

Verformungen: Durch Überlastung oder Anfahrschäden können Stützen und Träger verbiegen, was die Tragfähigkeit des Regals beeinträchtigt. 

Risse: Materialermüdung oder mechanische Einwirkungen können zu Rissbildungen führen, die die strukturelle Integrität des Regals gefährden.

Korrosion: Feuchtigkeit und chemische Einflüsse können Korrosion verursachen, insbesondere an ungeschützten Metallteilen, was die Stabilität des Regalsystems beeinträchtigt.

Solche Schäden können die Tragfähigkeit der Regale erheblich verringern und im schlimmsten Fall zum Einsturz führen.  

Risiken durch unsachgemäße Beladung oder mechanische Einwirkungen

Eine unsachgemäße Beladung oder mechanische Einwirkungen stellen erhebliche Risiken dar:

Überlastung: Das Überschreiten der zulässigen Fach- oder Feldlasten kann zu Verformungen oder dem Zusammenbruch des Regals führen. 

Ungleichmäßige Lastverteilung: Eine ungleichmäßige Verteilung der Lasten, wie beispielsweise Punktbelastungen, kann die Biegespannung in den Trägern erhöhen und die Stabilität des Regals gefährden.  

Anfahrschäden: Kollisionen mit Flurförderzeugen können strukturelle Schäden verursachen, die die Tragfähigkeit des Regals beeinträchtigen.

Solche Risiken können die Betriebssicherheit erheblich beeinträchtigen und zu Unfällen führen.

Folgen für die Betriebssicherheit und mögliche Haftungsfragen

Mängel an Regalsystemen haben nicht nur sicherheitstechnische, sondern auch rechtliche Konsequenzen:

Betriebssicherheit: Beschädigte Regale stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar und können zu Unfällen mit Personenschäden führen. 

Haftung: Unternehmen sind verpflichtet, für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Bei Unfällen aufgrund von vernachlässigten Inspektionen oder bekannten Mängeln können rechtliche Konsequenzen und Schadensersatzforderungen auf das Unternehmen zukommen.

Daher ist es unerlässlich, regelmäßige Regalinspektionen durchzuführen und festgestellte Mängel umgehend zu beheben, um die Sicherheit im Lagerbetrieb zu gewährleisten und rechtliche Risiken zu minimieren.

Auswahl und Qualifikation von Regalprüfern

Die Auswahl und Qualifikation von Regalprüfern ist entscheidend für die Sicherheit im Lagerbetrieb. Gemäß der Technischen Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 1203 müssen sogenannte „befähigte Personen“ bestimmte Anforderungen erfüllen, um Regalanlagen sachgerecht prüfen zu dürfen. 

Anforderungen an befähigte Personen gemäß TRBS 1203

Die TRBS 1203 legt fest, dass eine zur Prüfung befähigte Person über folgende Qualifikationen verfügen muss: 

Fachliche Qualifikation: Eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium in einem relevanten technischen Bereich, beispielsweise als Industriemechaniker, Mechatroniker oder in einer vergleichbaren Fachrichtung.

Berufserfahrung: Mindestens ein Jahr praktische Erfahrung im Umgang mit Regalanlagen, insbesondere in deren Aufbau, Instandhaltung oder Prüfung.

Aktuelle berufliche Tätigkeit: Eine zeitnahe Tätigkeit im Umfeld der zu prüfenden Regalanlagen, um sicherzustellen, dass die Kenntnisse aktuell und praxisnah sind. 

Weiterbildung: Regelmäßige Schulungen und Fortbildungen, um auf dem neuesten Stand der Technik und der gesetzlichen Vorschriften zu bleiben.

Diese Anforderungen gewährleisten, dass die befähigte Person in der Lage ist, den Ist-Zustand der Regalanlagen zu ermitteln, mit dem Soll-Zustand zu vergleichen und Abweichungen fachgerecht zu bewerten.

Möglichkeiten zur Schulung und Zertifizierung von Regalinspekteuren

Um die erforderlichen Qualifikationen zu erlangen, bieten verschiedene Institutionen Schulungen und Zertifizierungen an:

DEKRA Akademie: Bietet eine Ausbildung zum Regalinspekteur an, die auf die Anforderungen der DIN EN 15635 abgestimmt ist. Die Schulung umfasst sowohl theoretische als auch praktische Inhalte und schließt mit einer Prüfung ab.  

TÜV SÜD Akademie: Führt Seminare zur Qualifizierung als befähigte Person durch, in denen Teilnehmer lernen, Regalprüfungen sicher und normgerecht durchzuführen.

Diese Schulungen vermitteln nicht nur das notwendige Fachwissen, sondern auch praktische Fähigkeiten, um Regalanlagen effektiv und sicher zu prüfen.

Die sorgfältige Auswahl und Qualifikation von Regalprüfern ist ein wesentlicher Bestandteil eines sicheren Lagerbetriebs. Durch die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen und die kontinuierliche Weiterbildung der Prüfer können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Regalanlagen den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Regelmäßige Regalinspektionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil eines sicheren und effizienten Lagerbetriebs. Sie tragen nicht nur zur Vermeidung von Unfällen bei, sondern erfüllen auch gesetzliche Anforderungen und schützen Unternehmen vor möglichen Haftungsrisiken.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Sicherheitsrelevanz: Beschädigte oder unsachgemäß beladene Regale stellen ein erhebliches Risiko für Mitarbeiter und Waren dar. 

Gesetzliche Vorgaben: Die DIN EN 15635 und die DGUV Information 208-061 schreiben regelmäßige Inspektionen vor, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten.

Inspektionsarten: Wöchentliche Sichtkontrollen durch geschultes Personal und jährliche Experteninspektionen durch befähigte Personen sind erforderlich.

Dokumentation: Eine lückenlose Aufzeichnung der Inspektionsergebnisse ist essenziell für die Nachverfolgbarkeit und rechtliche Absicherung.

Empfehlungen für die Umsetzung regelmäßiger Regalinspektionen

1. Interne Prozesse etablieren: Implementieren Sie klare Abläufe für die Durchführung und Dokumentation von Sichtkontrollen.

2. Mitarbeiterschulungen: Schulen Sie Ihr Personal regelmäßig in der Erkennung von Schäden und der korrekten Beladung der Regale. 

3. Externe Experten einbinden: Beauftragen Sie zertifizierte Regalinspekteure für die jährlichen Hauptinspektionen, um eine objektive Bewertung zu erhalten.

4. Mängelbeseitigung priorisieren: Nutzen Sie das Ampelsystem der DIN EN 15635, um festgestellte Mängel nach Dringlichkeit zu kategorisieren und zeitnah zu beheben.

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